Lagos/Berlin Residenzprogramm 2018 Künstler*innen

Residenzprogramm Lagos//Berlin - Im Jahr 2018 führt das Goethe-Institut Nigeria im Rahmen einer Kooperation mit den Berliner Partnern Amt für Weiterbildung und Kultur Berlin-Mitte, Galerie Wedding, Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK / U) und dem Kunstraum SAVVY Contemporary Berlin sowie der Arthouse Foundation in Lagos das Residenzprogramm für junge Künstler*innen und Kurator*innen aus Berlin und Lagos fort. Die ausgewählten Künstler sind Ojudun Taiwo Jacob (Lagos), Natalia Orendain del Castillo (Berlin) und Jumoke Adeyanju (Berlin). Ziel des Austauschprogramms ist seit seiner Gründung im Juli 2015 die Schaffung eines individualisierten Angebots, das neben der Ermöglichung eines mehrwöchigen Arbeitsaufenthaltes in der jeweils anderen Stadt, auch einen Einblick in die Arbeit der Partner-Institutionen mit Beratungs,- Kontakt,- und Austauschmöglichkeiten, sowie die Präsentation von Arbeitsergebnissen in verschiedenen Formaten enthält.

Den Anfang machte 2015 der Künstler und Kurator Folakunle Oshun aus Lagos. Neben eigenen Projekten unterstützte er den nigerianischen Künstler Emeka Ogboh bei seiner Solo-Ausstellung „No Food for Lazy Man“ in der Galerie Wedding. Im folgenden Jahr präsentierte die Performance- und Videokünstlerin Tito Aderemi-Ibitola ihre Projekte, in denen sie sich mit weiblicher Identität, Geschlechterrollen und Rassismus befasste.

Dank des hinzugekommenen Partners Arthouse Foundation Lagos, kann das Austauschprogramm 2018 bilateral stattfinden. Die Ausschreibung richtet sich erstmalig auch an junge Künstler*innen und Kurator*innen mit Wohnsitz in Berlin und das Programm ermöglicht nun zusätzlich zwei sechs-wöchige Aufenthalte in Lagos. Etwa zeitgleich findet in Berlin eine dreimonatige Residenz für eine/n Künstler*in/Kurator*in aus Lagos statt. Die insgesamt drei Künstler*innen/Kurator*innen des Programms werden miteinander vernetzt. Zwei Jurys in Berlin und Lagos, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Institutionen, haben die Stipendiaten aus mehr als 60 Bewerbungen in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt.

Natalia Orendain del Castillo, eine in Mexiko geborene bildende Künstlerin und Szenografin, und Jumoke Adeyanju, eine Performance Künstlerin und Poetin, werden im Herbst für je sechs Wochen nach Lagos reisen. Zeitgleich wird der nigerianische Künstler Ojudun Taiwo Jacob eine dreimonatige Residenz in Berlin beginnen.

Künstler*innen:

Ojudun Taiwo Jacob ist ein multimedial arbeitender Performancekünstler aus Lagos. Er lebt und arbeitet als Performer, Choreograf und Kurator im Stadtteil Bariga/ Lagos. 2012 gründete er das Illuminate-Theatre Lagos, dessen künstlerischer Leiter er seitdem ist. Seine choreographische und künstlerisch/ konzeptionelle Ausbildung erhielt er durch seine langjährige Mitarbeit in der Crown Troupe of Africa aus Bariga/Lagos. Die Jury überzeugte insbesondere sowohl das starke künstlerische Profil, das er trotz kunstferner Kontexte in einem selbstbenannten existenzialistischen Stil entwickelt hat, als auch sein Konzept, das dezidiert den westlichen Kontext adressiert. Ojudun Taiwo Jacobs künstlerische Arbeiten haben einen starken Bezug zum öffentlichen Raum unter Verwendung partizipatorischer Herangehensweisen. Die Galerie Wedding hat ein spezifisches Interesse, performative Positionen im Kontext der bildenden Kunst zu fördern. Die Jury geht davon aus, dass die Residenz Ojudun Taiwo Jacobs Arbeit entscheidende künstlerische Impulse für die Weiterentwicklung seines Werkes vermitteln kann.

Natalia Orendain del Castillo ist eine 1983 in Mexiko geborene bildende Künstlerin und Szenografin. In ihrem Heimatland begann sie ihr Studium in bildender Kunst, spezialisiert auf Bildhauerei. Mit einem anhaltenden Interesse an allen performativen Künsten setzte sie ihr Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee als Bühnen- und Kostümbildnerin fort. Seit 2012 hat sie an verschiedenen experimentellen, dokumentarischen Theater- und Musiktheaterproduktionen in Deutschland (Berlin, Frankfurt am Main),Tschechien, Norwegen und Mexiko teilgenommen. Ihre künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Themen Raumwahrnehmung und -produktion sowie Klang als Schöpfer von Raum und Performativität im Alltäglichen; dem Verwenden von immersiven, installativen und partizipativen Formaten, um mit den Wahrnehmungserfahrungen des Publikums umzugehen.

Jumoke Adeyanju ist in Aachen aufgewachsen. Sie studierte Area Studies Asia / Africa an der Humboldt-Universität zu Berlin und absolvierte ein Masterstudium in Süd- und Südostasienwissenschaften. Jumoke Adeyanju hat als wissenschaftlicher Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der Humboldt-Universität und der Alice-Salomon-Universität gearbeitet (Necropolitik, Fanon, Wohltätigkeitspolitik und Darstellende Kunst in Ostafrika). Vor ihren Studien tauchte sie als junge Tänzerin in die Hip Hop-Kultur ein. So organisierte sie 2012 das erste Break Dance Battle in Sansibar. Sie ist Teil des neu gegründeten "Blackism Collective", einem multidisziplinären Künstlerkollektivs in Berlin. Ihr erstes Stück "(Selbst-) vationen" wurde im März 2018 bei SAVVY Contemporary uraufgeführt. Neben Tanz und Wissenschaft hat sich Jumoke Adeyanju erfolgreich als Gastgeberin mehrerer kultureller Veranstaltungen und als mehrsprachige Dichterin etabliert. So trug sie ihre Gedichte in Englisch, Deutsch, Kiswahili und Yorùbá auf verschiedenen Bühnen in Deutschland, Tansania und New York vor. Jumoke Adeyanju ist die Gründerin von "The Poetry Meets Series" und Co-in des "Ujamaa Culture Center e.V", einem Gemeindezentrum für afrikanisch-diasporische Menschen, das Ausstellungen, Installationen, afrikanische Sprachkurse (Twi) und Filmvorführungen ermöglicht. Sie arbeitet zudem als freiberufliche Übersetzerin (Deutsch-Englisch-Kiswahili), (Vinyl-) DJ und Radiomoderatorin bei Berlin Community Radio für YAASAA - eine afrikanische Medienplattform. Als Künstlerin in verschiedenen Medien arbeitend, interessiert sie sich für die Beziehung der expressiven Kunstformen zueinander sowie deren Potenzial der Wiederbelebung von anderen oder womöglich verloren gegangenen Ausdrücken des Selbst.

Projektpartner:

Goethe-Institut Nigeria: Das Goethe-Institut e.V. ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland.  Das Goethe-Institut Nigeria organisiert und unterstützt ein breites Spektrum von Veranstaltungen zur Präsentation deutscher Kultur in Nigeria und realisiert gemeinsam mit nigerianischen Partnern Projekte zum interkulturellen Austausch. Es bietet Beratungs - und Kontaktmöglichkeiten während der Residenzen.

www.goethe.de/ins/ng/de/index.html

Arthouse Foundation: Die Arthouse Foundation ist der Arbeits- und Aufenthaltsort dieses Programms. Am Ende des 6-wöchigen Aufenthalts wird eine Präsentation stattfinden. Sie ist eine gemeinnützige Organisation, mit dem Ziel, die kreative Entwicklung zeitgenössischer Kunst in Nigeria zu fördern. Die Arthouse Foundation bietet Künstlern eine Plattform, um ihre Arbeit zu erweitern und mit neuen Kunstformen und -ideen zu experimentieren. Mit der Einrichtung eines Netzwerkes, das den interkulturellen Austausch zwischen nigerianischen und internationalen Künstlern unterstützt, versteht die Arthouse Foundation zeitgenössische Kunst als Bildungsmodell, um Communities einzubinden, den sozialen Dialog zu fördern und den kritischen Diskurs künstlerischer Praktiken zu fördern.

www.arthousefoundation-ng.com

Galerie Wedding Berlin: Die Galerie Wedding – Raum für zeitgenössische Kunst ist eine städtische Galerie in Berlin Mitte. Hier findet die verbindliche Abschlusspräsentation statt. Sie befindet sich inmitten eines urban und multikulturell geprägten Stadtteils zwischen Müllerstraße und Leopoldplatz in einem historischen Gebäude des Expressionismus. Wie schon das Bauwerk Teil eines utopischen Gesellschaftsentwurfs war, folgt die Galerie Wedding dem Anspruch, ein Ort für zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen und zukunftsweisende gesellschaftspolitische Modelle zu sein.

www.galeriewedding.de

Zentrum für Kunst und Urbanistik: Das ZK/U versteht sich als Labor intermedialer und interdisziplinärer Aktivitäten, die sich künstlerisch und wissenschaftlich mit dem Phänomen Stadt auseinandersetzen. Über temporäre thematische Schwerpunkt-Programme verdichtet sich der kreative Austausch entlang zeitgenössischer Fragestellungen. Den Fokus bilden raumtheoretische Fragen der Urbanistik: Geographie, Anthropologie, Stadtentwicklung, Architektur und Sozialwissenschaften treffen auf zeitgenössische Künstlerpositionen von Kontext- und Interventionskunst über Conceptual Art bis zu Street Art. Diese thematische Auseinandersetzung bindet neben den Partnern aus der Bildenden Kunst auch andere künstlerische Sparten wie zeitgenössische Tanz- und Theaterformate sowie Musik und Literatur ein.

www.zku-berlin.org

Savvy Contemporary Berlin: Als Kunstraum, diskursive Plattform, Ess- und Trinkort, Njangi-Haus, Raum für Zusammenkünfte SAVVY Contemporary situiert sich an der Schwelle zu Vorstellungen und Konstrukten des Westens und Nicht-Westens, vor allem um zu verstehen und zu verhandeln, und Ideologien und Konnotationen zu dekonstruieren, die für solche Konstrukte von Bedeutung sind. Ein wichtiger Teil unserer Kultur ist es, multidisziplinär zu arbeiten. Mit Teammitgliedern aus 12 Ländern und 5 Kontinenten, ausgebildet als Biotechnologen, Kunsthistoriker, Kulturtheoretiker, Anthropologen, Designer und Künstler, denken wir, dass interdisziplinäres Arbeiten nicht ausreicht, man muss sich aus dem engen Korsett der eigenen Disziplin befreien können. 

www.savvy-contemporary.com

 

Jumoke Adeyanju, Fotographie und Bildrechte: Joyce Nicholls Photography
Jumoke Adeyanju, Fotographie und Bildrechte: Joyce Nicholls Photography
Ojudun Taiwo Jacob, Fotografie und Bildrechte: Nicola Scherer
Ojudun Taiwo Jacob, Fotografie und Bildrechte: Nicola Scherer
Natalia Orendain, Fotografie: Ananda Freyria, Bildrechte: Natalia Orendain
Natalia Orendain, Fotografie: Ananda Freyria, Bildrechte: Natalia Orendain