Spinning Triangles:
Anstoss zu einer Schule für Gestaltung.
Kinshasa

Anlässlich des 100-jährigen Bauhausjubiläums fordert SAVVY Contemporary mit dem Projekt SPINNInG TRIANGLES die inhärenten, neokolonialen Machtstrukturen in Gestaltungspraxis, -theorie und -lehre heraus. Es nimmt den Gründungsmoment des Bauhauses vor 100 Jahren auf, um sich ihrer Realität als Schule zu stellen, und diesen Moment zu verdrehen und umzuformen.

Das Bauhaus war vorerst eine Schule für Gestaltung. Sie wollte neue Gestalter*innen, Macher*innen und Denker*innen bilden, die sich den Herausforderungen ihres „Jetzt“ stellen. SPINNING TRIANGLES nimmt diesen Gründungsmoment bewusst auf – aber nicht um ihn zu wiederholen, sondern um ihn zu verdrehen: dabei soll eine Schule für Gestaltung entstehen, die das Zeug hat, die Herausforderungen ihrer Zeit anzugehen und genau deswegen vielleicht zur „Un-Schule“ wird. Sie entwickelt sich nicht ausschließlich im geopolitischen Westen, sondern durch die akzelerierte Drehung zwischen drei eng miteinander verwobenen Orten: Deutschland, DR Kongo und China. Sie wirbelt die ihnen zugeschriebenen Rollen – Ideenzentrum, Rohstofflieferant, Produktionsweltmeister – durcheinander.

Die erste Drehung dieses Langzeitprojektes wird in Deutschland stattgefunden haben (in Dessau und Berlin) und wird sich bis in die zweite Drehung beschleunigen, nach Kinshasa, in die Hauptstadt eines Landes, ohne das unsere Smartphone-Moderne, Kreativwirtschaft und Datensammelwut nicht zu denken wäre, das allerdings auch die höchsten Kosten trägt. Allein in den letzten zwanzig Jahren haben die rücksichtslose Ausbeutung von Rohstoffen und die damit verbundenen Konflikte zum Tod von sechs Millionen Menschen geführt – offizielle Zahlen, die als eher vorsichtige Schätzung gelten können.

Hier wird ein Wissensaustausch zwischen unterschiedlichen Akteur*innen des “geopolitischen Südens” stattfinden. Während eines Symposiums diskutieren die Teilnehmer*innen den Status Quo, hinterfragen Lösungen, sprechen über Erfolge und Misserfolge, Ideen, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, während sie sich zwischen Vorlesungen, Diskussionsrunden, Musik und Performances bewegen. Mehrere Workshops initiieren weitere Dialoge, in denen das soziale und politische Klima, die Realität unseres “Jetzt”, Gestaltungspraxis und pädagogische Formate nicht nur für einen denkenden sondern auch einen handelnden Prozess freigegeben werden. Der imaginäre Rahmen des Projektes schafft einen Raum, in dem von der Annahme ausgegangen wird, dass hier tatsächlich eine Schule entsteht, die nicht nur temporär, sondern dauerhaft stattfindet und gelebt wird. Sie wird von und für den Kontext, in dem sie entsteht, geschaffen (Kinshasa), aber erwägt ein Weiterdenken und -machen in anderen Geographien. So entsteht die dritte Drehung des Projektes, in der sich die “Schule” in Berlin aktualisieren wird, und um genauer zu sein, bei SAVVY Contemporary.