Warp and Weft

COLONIAL NEIGHBOURS lädt gemeinsam mit Zwoisy Mears-Clarke und Elena Polzer zu "Warp and Weft" ein – einem Tag des Geschichtenerzählens, der die Fäden der Recherche und des kreativen Austauschs dieses zweijährigen Projekts zusammenführt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, wie die Beziehungen zwischen Deutschen, Ovaherero und Nama zur Zeit Deutsch-Südwestafrikas (dem heutigen Namibia) gewaltsam verflochten waren, was zum Völkermord an den Herero und Nama führte. Wo und wie finden sich die Spuren dieser gemeinsamen Geschichte noch in unserem Alltag? Wo hat sich dieser Faden der Geschichte in unser Leben eingewoben?

Wir laden Euch ein, gemeinsam mit uns verschiedene Fäden in die Hand zu nehmen und zu versuchen, diese zu verweben und zu entflechten: 

FADEN 1 VIDEOINSTALLATION 
Im Vorfeld dieser Veranstaltung wurden neun namibische Aktivist*innen, Ronny Dempers, Sam Geiseb, Mbakumua Hengari, Ida Hoffmann, Tjeripo Katjangua, Nandiuasora Mazeingo, Esther Muinjangue, Vitjitua Ndjiharine und Michael Uerikua, von Zwoisy Mears-Clarke eingeladen, die Spuren ihrer Geschichten, beginnend mit der Zeit des deutschen Kolonialismus, zu verfolgen. Auszüge aus diesen Interviews, die von POC Stories und Mona Okulla Obua künstlerisch umgesetzt wurden, werden als Videoinstallation in den Räumen von SAVVY Contemporary vom 13.01. bis 23.01.2022 während der Öffnungszeiten der Ausstellung von 14:00 bis 19:00 Uhr gezeigt. Die Videos sind auf Englisch mit deutschen, englischen und deutschen Gebärdensprachuntertiteln zu sehen.

FADEN 2  WORKSHOP
Seid herzlich zum Workshop von Vitjitua Ndjiharine und Elena Polzer eingeladen, in dem wir miteinander über Werkzeuge und Strategien der Dekolonisierung des Selbst in Bezug auf historische und zeitgenössische Objekte nachdenken. Die Teilnehmenden werden auch die Möglichkeit haben, einen eigenen Beitrag zum Archiv dieses Projekts zu sticken, zu nähen oder zu stricken. Alle sind willkommen, keine Näherfahrung notwendig, keine Anmeldung erforderlich.

THREAD 3  LESUNG 
An diesem Abend werden zwei neue Werke uraufgeführt, die im Rahmen dieses Projekts in Auftrag gegeben wurden. "Eine Beschwörung für die Toten und die Lebenden: Über den deutschen Völkermord an den Herero und Nama" ist ein Text der sudanesischen Schriftstellerin Fatin Abbas, der von der englisch/schweizerischen Schauspielerin Agnes Lampkin gelesen wird. In dem Text spannt die Autorin den Bogen von Deutsch-Südwestafrika über die Fertigstellung ihrer Doktorarbeit am Computer in Boston bis hin zum Teetrinken beim Anhören von Interviews mit den neun namibischen Aktivist*innen in ihrem jetzigen Zuhause in Berlin, und alles andere drum herum, darin, darüber und darunter. 

THREAD 4  Szenische LESUNG
Im Anschluss an die Lesung findet die szenische Lesung von Unmenschlich statt, einem kurzen Theaterstück von Tjeripo Katjanuga, das auf ihrer Erfahrung als Herero im heutigen Deutschland basiert. Dabei spürt sie den konstruierten Rändern ihrer Zeit in Deutschland vor einigen Jahren nach, der kolonial entwerteten deutschen Staatsbürgerschaft von deutsch-südwestafrikanischen Mischlingskindern und deren namibischen Nachkommen mit den Realitäten des Bürgeramtes. Es nehmen teil Amina Eisner als Dramaturgin, Benita Bailey als Regisseurin, Agnes Lampkin als Schauspielerin und Jules* Elting als Schauspieler*. 

THREAD 5  ZINE 
Die Veranstaltung ergänzend erscheint das zweisprachige (deutsch und englisch) Zine "Warp and Weft", das Ihr mit nach Hause nehmen könnt. Es ist ein Kerem Halbrecht, Zwoisy Mears-Clarke, Elena Polzer und Neda Sanai erstelltes Geschenk und gleichzeitig eine Spurensuche. Es ist gefüllt mit Fäden von Ronny Dempers, Tjeripo Katjanuga und Vitjitua Ndjiharine, die die Kulturräume der Nama, Herero und der deutschen Moderne nachzeichnen und durchqueren.

THREAD 6  GESPRÄCHE 
Dieser Abend wäre nicht vollständig ohne eure, unsere Geschichten. Nachdem wir die Videos gesehen, genäht, gelesen, gespielt und das Zine gelesen haben, können wir uns wieder in unser gesammeltes Gewebe einfühlen. Bevor wir alle nach Hause gehen, lasst uns bei Gesprächen und vielleicht einem wärmenden Tee zusammenkommen.