Archive Ausser Sich 

Die Frage des Archivs und des Archivierens ist eine der größten Herausforderungen für kleine Institutionen wie SAVVY Contemporary, die von Natur aus fragil und verletzlich sind und die sich kontinuierlich mit der Frage beschäftigen, was eine Institution eigentlich sein kann. Hierbei geht es zum einen um den Begriff und die Infrastruktur von Archiven, deren Prozesshaftigkeit und Performativität. Um anderen gibt es einen dringenden Bedarf für ein unabhängiges und autonomes Archiv als forensischen Beweis, das es einer Institution erlaubt, seine eigene Praxis in die Geschichte einzuschreiben. Archivarbeit für eine solche Institution zu betreiben, wird aus dem banalen Grund zur Herausforderung, dass es ihr aufgrund ihrer intrinsischen ökonomischen Verletzlichkeit an der Infrastruktur mangelt, die nötig ist, um zu dokumentieren und ein Archiv zu unterhalten. Insofern sind wir in diesem Projekt daran interessiert, die Verletzlichkeit und Fragilität von Archiven zu untersuchen. Wir streben an, neue digitale Infratrukturen zu bilden, die sowohl in Bezug auf Kosten und Arbeitsaufwand nachhaltig sind und dabei komplex genug sind, um Hacking und andere feindliche Angriffe zu verhindern. In einem solchen Projekt muss es auch um die unvermeintlichen Fragen von Sterblichkeit und “Un-Ewigkeit” gehen.

Im Rahmen von Archive Außer Sich konzentrieren wir uns hauptsächlich um die Weiterentwicklung unserer schon bestehenden Archive: SAVVY.doc, in dem seltene kulturelle und politische Publikationen aus aller Welt beheimatet sind, besonders Philosophien auch dem “Nicht-Westen”; im Colonial Neighbours Archiv sammeln und bearbeiten wir Objekte, Anekdoten und andere Spuren der deutschen Kolonialgeschichte; unser Performance Archiv verhandelt Möglichkeiten des Archivierens von Vergänglichem; unsere Ausstellungsreihe mit Filmemacher*innen, die als eine Art Archiv fungiert und ausstellt, was aus einem Film herausgemeiselt wurde bevor dieser auf die Kinoleinwände kommt; unsere wöchentliche Filmreihe, die sich für ein Jahr lang mit dem politischen Potential des Filmemachens beschäftigte, und zu guter letzt das Programmarchiv von SAVVY Contemporary, das Dokumentationen von Veranstaltungen und Ausstellungen in Video–, Photo– und Audioformaten enthält.