4+3=1

THERE ARE STORIES TO BE FORGED FOR COMMON DENOMINATORS TO COME FORTH AND SOCIAL BALANCE TO BE RESTORED 

Wie können wir in einer von Spaltungen geprägten Gesellschaft ein Gemeinsames wieder zusammensetzen?
In Form eines Rechercheprozesses, einer Reihe von Erzählveranstaltungen, Radiobüchern, Workshops, Zines und einer Ausstellung, die von einem diskursiven und performativen Programm begleitet wird, versucht das Projekt FourPlusThreeEqualsOne, die gemeinsamen Nenner zu regulieren, die Geschichte von und die Geschichten über die Stadt Berlin und ihr Werden erzählen. Es beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, gesellschaftliche Gleichgewichte zu reparieren und wiederherzustellen.

Seit Menschengedenken hat der Westen Gemeingüter hervorgebracht und tradiert. Das sind jene Punkte, an denen sich Kreise zu Gemeinplätzen überschneiden. Diese Gemeinsamkeiten sind jedoch durch Systeme von Begrenzungen, Dualitäten, Ausschluss und Segregation entstanden. Eingebettet in genau jenes System, dem es bis heute fehlt, ein Gleichgewicht zwischen den Menschen sowie zwischen Mensch und Natur zu finden.

Anders als der Westen argumentieren beispielsweise afrikanische Philosophien – das unterstreicht die Autorin Marimba Ani – dass in der antiken Bantu-Philosophie “Natur” [1] als “ntu” verstanden wurde und wird, als “Rhythmus”, “universale Lebenskraft”, wovon Menschen ein Teil sind. 

In Anbetracht ihres integrativen Ansatzes suchen wir im Rahmen dieser Forschungsreihe und dieses Ausstellungsprojekts nach Erkenntnissen aus antiken nicht-westlichen Philosophien und Erzählungen. Um die gemeinsamen Nenner, die unsere heutigen Gesellschaften regulieren können, besser zu verstehen und umzusetzen. Altägyptische Traditionen etwa deklinieren ihr Konzept von "Wesen" auf der Grundlage der Gravitationskräfte der Natur: Hierin wird die Frau durch die Zahl 4 symbolisiert. Sie trägt den Mann und die gesamte Gesellschaft. Der Mann wird symbolisiert durch die untere Zahl 3 [2]. So entsteht die Gleichung: Vier + Drei = Gemeinschaft. VierPlusDreiGleichEins. 

Was stellt in unserem Heute die "Eins" dar? Vor allem, wenn sie Wellen erzeugt, die eine gemeinsame Geschichte bilden, die Geschichten innerhalb von Geschichten kultiviert, wenn Gesellschaften in Gesellschaften wachsen, die Geschichte überschreiten, um über die Zukünfte zu spekulieren, um dann mit und in den mannigfaltigen Gegenwarten der anderen zu leben.

Um die Gleichmacher in der heutigen Gesellschaft zubeeinflussen und neu zu formen, lassen wir uns von unseren Vorfahren inspirieren. Der Jazzkomponist Abdullah Ibrahim, der für sein Engagement für den Frieden während des südafrikanischen Apartheidsystems bekannt ist, erzählte kürzlich eine Anekdote über einen Meisterkurs, den er gab: "Was ist unser gemeinsamer Nenner?", fragte er die 150 Teilnehmenden. "Niemand nannte eine Antwort [...]. Ich stelle fest, dass wir in dieser elenden Angst leben, uns zu identifizieren. Denn wir sprechen immer aus einem bestimmten Umfeld: Familie, Nation oder Gesellschaftszusammenhang. Und die Idee ist: alte Tradition – neue Relevanz. Dass wir diese Grenzen überschreiten." [3]

Wie können wir "diese Grenzen überwinden" und heute in Berlin ein Umfeld schaffen, das von gemeinsamen pluralistischen Begriffen geprägt ist? Was sind die Geschichten, die erzählt wurden und die noch zu erzählen sind, die unsere gemeinsame Basis bilden?

Berlin ist zwar eine plurikulturelle Stadt. Doch ihre Institutionen sind noch immer von hegemonialem Denken und ausschließender Praxis geprägt. Mit diesem Projekt begegnen wir der Notwendigkeit, einen sozial inklusiven Prozess einzuleiten, um gemeinsame Nenner neu herauszuarbeiten und das soziale Gleichgewicht wieder herzustellen. Es sollen alltagstaugliche Werkzeuge für sozialen Zusammenhalt erforscht und generiert werden: durch das Geschichtenerzählen und das Produzieren neuer, inklusiver Narrative. Die Zusammenarbeit geschieht zwischen nicht-westlichen Künstler:innen und westlichen Institutionen, innerhalb der freien Szene Berlins sowie auf internationaler Ebene.

This project unfolds in multiple chapters, each tailored specifically to work with Berlin based PoC communities. We will also invite international voices, and experts in their field of work to travel across borders and binary thinking. We weave various formats that at times gather participants in intimate settings, and other times we meet in the performative through story with audiences to recalibrate balance systems.

RESEARCH
Through a series of encounters, closed reading groups, stories and histories told/shared, and visiting artists we are expanding our proposal conceptually with time, adding new questions, and finding new common denominator(s). 


RADIOBOOKS
We will create, produce and delve into multi-format 1-hour-long radio features which will air monthly on SAVVYZAAR in Berlin 88.4 FM and 90.7FM in Potsdam, as well as online. The radio will invite people from all walks of life, including artists, philosophers, writers but also informal communities living in Berlin to think of radio as both a tool of research, but also a book of its own. Each session will transmit from Berlin and carry on the knowledge shared onto the next listener, and the next one, creating a ripple effect of transmissions and conversations. The radio program accompanies the project throughout its whole duration, and each month will visit one segment, question, chapter of our framework. 


WORKSHOPS & ZINES
We propose a collaboration with international and marginalized studying artists and the Berlin based universities/academies of the arts, to co-create a series of workshops by SAVVY Contemporary in the academy with the result of realizing the designing, printing, binding of the zines. With this collaboration we aim to open up Berlin based institutions for knowledges rooted in relationality.


EXHIBITION & INVOCATIONS
Finally, as part of our practice, we will realize an exhibition in which we will integrate the creations of the workshops into the documentation space as part of a comprehensive project process. In addition, there will be a performative program, our INVOCATIONS, in which guests from different fields will stimulate further interactive reflections on the theme and practice of the project, with the pluricultural

  

1

Marimba Ani, Yurugu: An Afrikan-Centered Critique of European Cultural Thought and Behavior, 1994.

2

Doumbi Fakoly, Les chemins de La Maât, 2008.

3

Abdullah Ibrahim live at Paste Studio NYC (New York, NY) on Aug 5, 2019.