The Long Term You Cannot Afford.
ON THE DISTRIBUTION
OF THE TOXIC

Workshop with Josh Lepawsky | Photo: Hannes Wiedemann
Workshop with Josh Lepawsky | Photo: Hannes Wiedemann
Panel: On Trade-Offs, Maintenance and Redistribution of the Toxic | Photo: Hannes Wiedemann
Panel: On Trade-Offs, Maintenance and Redistribution of the Toxic | Photo: Hannes Wiedemann
Jasmina Al-Qaisi:What Might it Mean to say That Food is a Relationship?  | Photo: Hannes Wiedemann
Jasmina Al-Qaisi:What Might it Mean to say That Food is a Relationship? | Photo: Hannes Wiedemann
What Might it Mean to say That Food is a Relationship? | Photo: Hannes Wiedemann
What Might it Mean to say That Food is a Relationship? | Photo: Hannes Wiedemann
Alexis Shotwell: What Might it Mean to say That Food is a Relationship?  | Photo: Hannes Wiedemann
Alexis Shotwell: What Might it Mean to say That Food is a Relationship? | Photo: Hannes Wiedemann
Panel: Against the Toxic: Acts of Disobedience, Interdependence and Vulnerability | Photo: Hannes Wiedemann
Panel: Against the Toxic: Acts of Disobedience, Interdependence and Vulnerability | Photo: Hannes Wiedemann
Tomás Saraceno and the Aerocene Community | Photo: Hannes Wiedemann
Tomás Saraceno and the Aerocene Community | Photo: Hannes Wiedemann
Simone Müller: Hidden Externalities. On the Globalization of Hazardous Waste | Photo: Hannes Wiedemann
Simone Müller: Hidden Externalities. On the Globalization of Hazardous Waste | Photo: Hannes Wiedemann
Yolanda Adriane Collins: Colonial Residue | Photo: Hannes Wiedemann
Yolanda Adriane Collins: Colonial Residue | Photo: Hannes Wiedemann
Liping Ting  Licht Leuchten III | Photo: Hannes Wiedemann
Liping Ting  Licht Leuchten III | Photo: Hannes Wiedemann
Alex Zahara: What is Containment? | Photo: Hannes Wiedemann
Alex Zahara: What is Containment? | Photo: Hannes Wiedemann
Angela Flournoy: Domesticated Paradise: Climate and Community in Southern California | Photo: Hannes Wiedemann
Angela Flournoy: Domesticated Paradise: Climate and Community in Southern California | Photo: Hannes Wiedemann
Tomás Saraceno with Antonia Alampi | Photo: Hannes Wiedemann
Tomás Saraceno with Antonia Alampi | Photo: Hannes Wiedemann
Hulda Rós Gudnadóttir: Ocean Glory | Photo: Hannes Wiedemann
Hulda Rós Gudnadóttir: Ocean Glory | Photo: Hannes Wiedemann
Latedjou: Língua Livre | Photo: Hannes Wiedemann
Latedjou: Língua Livre | Photo: Hannes Wiedemann

'Es waren nur bescheidene Veränderungen verglichen mit dem, was hier vielleicht geschehen wird, aber es hatte eine Pest gebraucht, damit einige Leute überhaupt begriffen, dass sich etwas ändern konnt.'
'Also?'
'Auch jetzt ändert sich alles. Die Erwachsenen sind nicht von einer Seuche ausgerottet worden, so dass sie immer noch in der Vergangenheit verankert sein und auf die Rückkehr der guten alten Zeit warten können. Aber die Verhältnisse haben sich schon sehr stark verändert, und sie werden noch ganz anders werden. Sie verändern sich ständig. Nur ist es diesmal einer der großen Sprünge statt der kleinen Schritt-um-Schritt-Veränderungen, die leichter zu nehmen sind. Die Menschen haben das Weltklima verändert. Und jetzt warten sie darauf, dass die alten Tage wiederkehren.'

Octavia Butler, Die Parabel vom Sämann, 2015 (Original 1993). 

Wir laden Euch herzlich zum öffentlichen Programm von THE LONG TERM YOU CANNOT AFFORD. ON THE DISTRIBUTION OF THE TOXIC ein, das sich mit dem Thema der Umweltungerechtigkeit durch einen Fokus auf das Toxische und die Diskriminierung beschäftigt, die dessen Produktion und Zirkulation umgibt – alle tief in historischen Strukturen verwurzelt. Das Invocations-Programm umfasst eine Reihe von Performances, Filmvorführungen, Vorträgen und Diskussionsrunden, Workshops und akustischen Interventionen, in denen Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Filmemacher*innen und Musiker*innen, die sich mit diesem Thema befassen, zusammenkommen.

Wir wollen die Matrix der geteilten Verantwortung in Frage stellen und herausfinden, welche möglichen Maßnahmen und Mobilisierungen wir uns langfristig leisten können, und dazu führen, dass wir nicht nur die Produktion reduzieren, sondern auch das schmerzlich unausgewogene Vorhandensein des Toxischen umverteilen. Wie können wir voneinander abhängige Netzwerke des Ungehorsams bilden, die auf einer Haltung des Zuhörens und der Fürsorge beruhen und nicht auf einer diskriminierenden Mitabhängigkeit und reaktivem Mitleid?

Die giftigen Konflikte, die den ausbeuterischen und rücksichtslosen Prozessen von  Rohstoffabbau, Produktion und Entsorgung innewohnen, befinden sich im Zentrum einer sich wandelnden Natur der Ökosysteme, zu denen wir heute gehören – mit Millionen an Tonnen von synthetischen Materialien, Pestiziden, Schwermetallen und Chemikalien, die alljährlich freigesetzt werden und zirkulieren. Strukturelle Ungleichheiten auf globaler Ebene und Systeme der “Externalisierung” (Stephan Lessenich) erlauben es, dass einige Leben von toxischer Ausbreitung verhältnismäßig unberührt bleiben während andere, schlicht um dennoch irgendwie zu überleben, alltäglich hoher Konzentration und lebensbedrohlicher Belastung von Giftstoffen ausgesetzt sind. Das neue Zeitalter der Toxizität ist “ein Zustand, der zwar geteilt wird, aber zu ungleichen Teilen, und der uns ebenso stark trennt wie er uns verbindet” (Michelle Murphy).

Der Fokus unserer Bemühungen liegt weder darauf, jedes Detail aufzudröseln und in vernünftige Kategorien einzusortieren noch zu dämonisieren, Schuldzuweisungen zu machen oder ein unverdauliches Gefühl von paralysierender Schuld am Zustand der Welt zu katalysieren. Vielmehr liegt uns daran, einen Raum für künstlerische und kritische Register zu schaffen, der es uns ermöglicht, innezuhalten, um toxische Präsenz und Textur wahrzunehmen. Er ermöglicht darüber hinaus, die immer neuen Opfer zur Kenntnis zu nehmen und zu betrauern, den Bewegungen der toxischen Schatten zuzuhören. Wir hoffen, dadurch, die Empfindungen weg von paranoider Beherrschung und Angst hin zu einem nachdenklichen und nuancierten Ausblick zu verschieben und dabei den wichtigen Akt der Wahrnehmung zu nähren, dass die intimsten Handlungen eng mit dem Globalen verbunden sind – denn überall ist letztendlich immer auch ein Hier.

In einer Zeit, die besonders von Vereinfachungen und einem Verlangen nach Reinheit geplagt wird, ist es wichtig, an den Kampf gegen die brutalen Machenschaften, die zu dem aktuellen Stand der Dinge geführt haben, zu erinnern und alles zu tun, um den abscheulichen Zuständen, die sie noch immer hervorbringen, zu entkommen: von kleinen, alltäglichen Handlungen bis hin zu spektakulären Mobilisierungen, von umgehenden Reaktionen zu strategischem und nachhaltigem Engagement. Im Kern speist sich jede Handlung aus dem Antrieb, neue politische Subjekte zu fördern, die stetig, wenn auch schmerzlich, aus der Vergangenheit in die Zukunft wachsen. 

Latedjou: Língua Livre | Photo: Hannes Wiedemann
Latedjou: Língua Livre | Photo: Hannes Wiedemann
Raqs Media Collective: The Toxicity of Measure | Photo: Hannes Wiedemann
Raqs Media Collective: The Toxicity of Measure | Photo: Hannes Wiedemann
Ivan ‘Ivy’ Monteiro: Mother The Verb | Photo: Hannes Wiedemann
Ivan ‘Ivy’ Monteiro: Mother The Verb | Photo: Hannes Wiedemann
Ivan ‘Ivy’ Monteiro: Mother The Verb | Photo: Hannes Wiedemann
Ivan ‘Ivy’ Monteiro: Mother The Verb | Photo: Hannes Wiedemann
Ida Bencke (LAE) Soft Openings and Transcorporeality: Caring for Encounters | Photo: Hannes Wiedemann
Ida Bencke (LAE) Soft Openings and Transcorporeality: Caring for Encounters | Photo: Hannes Wiedemann
Stephan Thierbach: Der Schweiß der Erde  | Photo: Hannes Wiedemann
Stephan Thierbach: Der Schweiß der Erde | Photo: Hannes Wiedemann
Edna Bonhomme: The Afterlives of Chronic Toxicity | Photo: Hannes Wiedemann
Edna Bonhomme: The Afterlives of Chronic Toxicity | Photo: Hannes Wiedemann
(The Forest Curriculum) Pujita Guha and Abhijan Toto: Against Apocalypse  | Photo: Hannes Wiedemann
(The Forest Curriculum) Pujita Guha and Abhijan Toto: Against Apocalypse | Photo: Hannes Wiedemann
Jessika Khazrik: Mount Mound Refuse | Photo: Hannes Wiedemann
Jessika Khazrik: Mount Mound Refuse | Photo: Hannes Wiedemann