The Long Term You Cannot Afford.
ON THE DISTRIBUTION
OF THE TOXIC
Invocations
08.11.2019 11:00–20:00
SAVVY Contemporary Plantagenstraße 31 13447 Berlin
09.11.2019 11:00–24:00
silent green Kulturquartier (Kuppelhalle) Gerichtstraße 35 13347 Berlin
Mit Edna Bonhomme, BPoC Environmental and Climate Justice Collective (Imeh Ituen and Rebecca Abena Kennedy-Asante), Yolanda Ariadne Collins, Discard Studies (Alex Zahara and Josh Lepawsky), Angela Flournoy, The Forest Curriculum (Pujita Guha and Abhijan Toto), Hazardous Travels (Ayushi Dhawan, Maximilian Feichtner and Simone Müller), Center For Intersectional Justice (Emilia Roig), Hyoung-Min Kim and Gabriel Galindez Cruz, Jessika Khazrik, Laboratory for Aesthetics and Ecology (Ida Bencke), Latedjou, Liping Ting, Mother the Verb (Ivan “Ivy” Monteiro), Hira Nabi, Franziska Pierwoss, Raqs Media Collective (Shuddhabrata Sengupta), Matana Roberts, Hulda Rós Gudnadóttir, Tomás Saraceno and the Aerocene Foundation, Alexis Shotwell, Stephan Thierbach, Françoise Vergès, Wearebornfree! Empowerment Radio (Moro Yapha), XR Extinction Rebellion (Kate Sagovsky), und anderen
Programm
08.11.2019 | Ort SAVVY Contemporary | |
Mit Toxizität zu leben, ist eine Bedingung des Lebens Ein Tag gefüllt mit Workshops, Podiumsdiskussionen and Performances im SAVVY.doc, der darauf abzielt, sich gemeinschaftlich die Aktionen vorzustellen und offenzulegen, die geboten sind, um die unaufhaltsame Verbreitung des Toxischen zu begreifen. | ||
11:00 | Josh Lepawsky (Discard Studies) Toxicity, Knowability, Accountability WORKSHOP [Details s.u.] | |
13:00 | Mittagsessen | |
14:00 | Ayushi Dhawan und Maximilian Feichtner (Hazardous Travels), Jessika Khazrik, Shuddhabrata Sengupta (Raqs Media Collective) and Franziska Pierwoss On Trade-Offs, Maintenance and Redistribution of the Toxic Podiumsdiskussion I | |
15:40 | Alexis Shotwell mit Jasmina Al-Qaisi What Might it Mean to say That Food is a Relationship? Vortrag & Essen | |
16:30 | Imeh Ituen und Rebecca Abena Kennedy-Asante (BPoC Environmental and Climate Justice Collective), Moro Yapha (Wearebornfree! Empowerment Radio), Kate Sagovsky (XR Extinction Rebellion), Emilia Roig (Center For Intersectional Justice) Against the Toxic: Acts of Disobedience, Interdependence and Vulnerability Podiumsdiskussion II | |
18:00 | Pause | |
19:00 | Hyoung-Min Kim und Gabriel Galindez Cruz I am not on the Blacklist PERFORMANCE | |
09.11.2019 | Ort Kuppelhalle / silent green Kulturquartier | |
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Fortlaufend | ||
11:00– 15:00 | Aerocene Community Weather-Dependent Float AEROSOLAR Skulpturen und MUSEO AERO SOLAR [Die genaue Zeit hängt vom Wetter ab, bitte streckt den Kopf aus dem Fenster, sucht die Sonne und spürt die Stärke des Windes – wir brauchen Wärme und ein laues Läftchen für die Installation – oder besucht unsere Facebook-Seite für Updates] | |
17:00– | Stephan Thierbach Der Schweiß der Erde PERFORMANCE | |
15:00 | Antonia Alampi und Caroline Ektander Begrüssung & Einführung | |
15:15 | Simone Müller Hidden Externalities. On the Globalization of Hazardous Waste Vortrag | |
15:50 | Yolanda Adriane Collins Colonial Residue Vortrag | |
16:25 | Ida Bencke (LAE) Soft Openings and Transcorporeality: Caring for Encounters Performative Lesung | |
16:35 | Liping Ting Licht Leuchten III PERFORMANCE | |
17:10 | Alex Zahara What is Containment? Vortrag | |
17:45 | Angela Flournoy Domesticated Paradise: Climate and Community in Southern California Lesung | |
18:20 | Tomás Saraceno mit Antonia Alampi Künstlergespräch | |
18:50 | [BREAK] | |
19:00 | Hulda Rós Gudnadóttir Ocean Glory MULTIMEDIA PERFORMANCE | |
19:00 | Hyoung-Min Kim und Gabriel Galindez Cruz I am not on the Blacklist PERFORMANCE [im SAVVY.doc] | |
19:35 | Ida Bencke (LAE) Soft Openings and Transcorporeality: Caring for Encounters Performative Lesung | |
19:45 | Françoise Vergès When Breathing is a Revolutionary Act Vortrag | |
20:20 | Latedjou Língua Livre CONCERT | |
20:55 | Raqs Media Collective The Toxicity of Measure PERFORMANCE LECTURE | |
21:30 | [BREAK] | |
21:55 | Matana Roberts Untitled no. 1 KONzERT | |
22:20 | Edna Bonhomme The Afterlives of Chronic Toxicity PERFORMANCE LECTURE | |
22:55 | Ivan ‘Ivy’ Monteiro Mother The Verb PERFORMANCE | |
23:30 | (The Forest Curriculum) Pujita Guha and Abhijan Toto Against Apocalypse Vortrag | |
00:05 | Jessika Khazrik Mount Mound Refuse PERFORMANCE |
Workshop
08.11.2019 11:00–13:00 Josh Lepawsky (Discard Studies) Toxicity, Knowability, Accountability
What is knowable about distributions of toxicity when it comes to digital technologies? And, what do the possibilities and limits of that knowledge mean for accountability?
The miniaturization of electronics over the last few decades has been achieved in part by producing chemical discards that, in terms of relative size, might be usefully conceptualized in terms typically reserved for astronomy. Just as the Sun is orders of magnitude larger than Earth, so too are the discards of electronics, chemical and otherwise, orders of magnitude larger than the electronics systems from which they are externalized. The workshop will further examine these and related themes in practice with materials. Here we will work together to disassemble actual digital devices, research their brandings and components, and map some of their distributions. Tools, hands, and minds will work together in the arts of noticing what can, and cannot, be known about these devices. The workshop will provide a jumping off point for discussion of what the possibilities and limits of such knowability (and unknowability) mean for various forms of accountability.
The workshop is open for everyone, if possible, please bring an old phone to disassemble.
Please register at communications@savvy-contemporary.com if you'd like to participate.
'Es waren nur bescheidene Veränderungen verglichen mit dem, was hier vielleicht geschehen wird, aber es hatte eine Pest gebraucht, damit einige Leute überhaupt begriffen, dass sich etwas ändern konnt.'
'Also?'
'Auch jetzt ändert sich alles. Die Erwachsenen sind nicht von einer Seuche ausgerottet worden, so dass sie immer noch in der Vergangenheit verankert sein und auf die Rückkehr der guten alten Zeit warten können. Aber die Verhältnisse haben sich schon sehr stark verändert, und sie werden noch ganz anders werden. Sie verändern sich ständig. Nur ist es diesmal einer der großen Sprünge statt der kleinen Schritt-um-Schritt-Veränderungen, die leichter zu nehmen sind. Die Menschen haben das Weltklima verändert. Und jetzt warten sie darauf, dass die alten Tage wiederkehren.'
Wir laden Euch herzlich zum öffentlichen Programm von THE LONG TERM YOU CANNOT AFFORD. ON THE DISTRIBUTION OF THE TOXIC ein, das sich mit dem Thema der Umweltungerechtigkeit durch einen Fokus auf das Toxische und die Diskriminierung beschäftigt, die dessen Produktion und Zirkulation umgibt – alle tief in historischen Strukturen verwurzelt. Das Invocations-Programm umfasst eine Reihe von Performances, Filmvorführungen, Vorträgen und Diskussionsrunden, Workshops und akustischen Interventionen, in denen Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Filmemacher*innen und Musiker*innen, die sich mit diesem Thema befassen, zusammenkommen.
Wir wollen die Matrix der geteilten Verantwortung in Frage stellen und herausfinden, welche möglichen Maßnahmen und Mobilisierungen wir uns langfristig leisten können, und dazu führen, dass wir nicht nur die Produktion reduzieren, sondern auch das schmerzlich unausgewogene Vorhandensein des Toxischen umverteilen. Wie können wir voneinander abhängige Netzwerke des Ungehorsams bilden, die auf einer Haltung des Zuhörens und der Fürsorge beruhen und nicht auf einer diskriminierenden Mitabhängigkeit und reaktivem Mitleid?
Die giftigen Konflikte, die den ausbeuterischen und rücksichtslosen Prozessen von Rohstoffabbau, Produktion und Entsorgung innewohnen, befinden sich im Zentrum einer sich wandelnden Natur der Ökosysteme, zu denen wir heute gehören – mit Millionen an Tonnen von synthetischen Materialien, Pestiziden, Schwermetallen und Chemikalien, die alljährlich freigesetzt werden und zirkulieren. Strukturelle Ungleichheiten auf globaler Ebene und Systeme der “Externalisierung” (Stephan Lessenich) erlauben es, dass einige Leben von toxischer Ausbreitung verhältnismäßig unberührt bleiben während andere, schlicht um dennoch irgendwie zu überleben, alltäglich hoher Konzentration und lebensbedrohlicher Belastung von Giftstoffen ausgesetzt sind. Das neue Zeitalter der Toxizität ist “ein Zustand, der zwar geteilt wird, aber zu ungleichen Teilen, und der uns ebenso stark trennt wie er uns verbindet” (Michelle Murphy).
Der Fokus unserer Bemühungen liegt weder darauf, jedes Detail aufzudröseln und in vernünftige Kategorien einzusortieren noch zu dämonisieren, Schuldzuweisungen zu machen oder ein unverdauliches Gefühl von paralysierender Schuld am Zustand der Welt zu katalysieren. Vielmehr liegt uns daran, einen Raum für künstlerische und kritische Register zu schaffen, der es uns ermöglicht, innezuhalten, um toxische Präsenz und Textur wahrzunehmen. Er ermöglicht darüber hinaus, die immer neuen Opfer zur Kenntnis zu nehmen und zu betrauern, den Bewegungen der toxischen Schatten zuzuhören. Wir hoffen, dadurch, die Empfindungen weg von paranoider Beherrschung und Angst hin zu einem nachdenklichen und nuancierten Ausblick zu verschieben und dabei den wichtigen Akt der Wahrnehmung zu nähren, dass die intimsten Handlungen eng mit dem Globalen verbunden sind – denn überall ist letztendlich immer auch ein Hier.
In einer Zeit, die besonders von Vereinfachungen und einem Verlangen nach Reinheit geplagt wird, ist es wichtig, an den Kampf gegen die brutalen Machenschaften, die zu dem aktuellen Stand der Dinge geführt haben, zu erinnern und alles zu tun, um den abscheulichen Zuständen, die sie noch immer hervorbringen, zu entkommen: von kleinen, alltäglichen Handlungen bis hin zu spektakulären Mobilisierungen, von umgehenden Reaktionen zu strategischem und nachhaltigem Engagement. Im Kern speist sich jede Handlung aus dem Antrieb, neue politische Subjekte zu fördern, die stetig, wenn auch schmerzlich, aus der Vergangenheit in die Zukunft wachsen.
KURATORINNEN Antonia Alampi, Caroline Ektander
KO-KURATORINNEN Jasmina Al-Qaisi, Kamila Metwaly
KÜNSTLERISCHER LEITER Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
PROJEKTTEAM Monilola Ilupeju, António Pedro Mendes, Ola Zielińska
KURATORISCHE ASSISTENZ Mahnoor Zehra Lodhi
MANAGEMENT Lema Sikod, Lynhan Balatbat-Helbock
KOMMUNIKATION Anna Jäger
GRAPHIKDESIGN Elsa Westreicher, Lili Somogyi
Tontechnik Kay Bennet Kruthoff
Live Stream Boiling Head
THE LONG TERM YOU CANNOT AFFORD. ON THE DISTRIBUTION OF THE TOXIC ist das dritte Kapitel unserer Langzeit–Untersuchung THE INVENTION OF SCIENCE.
Das Projekt wird vom Hauptstadtkulturfonds und der Foundation for Arts Initiatives finanziert.
Jonas Staals neue Auftragsarbeit redistribute toxicity wurde durch die Unterstützung des Mondriaan Fund ermöglicht. Der Beitrag von Christian Danielewitz und Anu Ramdas wurde durch Danish Arts Foundation unterstützt. Die Unterstützung von White Space Bejing ermöglicht He Xiangyus Teilnahme. Abhijan Totos Teilnahme am Invocations Programm wird vom Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Kolkata unterstützt. Hira Nabis Teilnahme wird vom Goethe Institut Pakistan gefördert. Hulda Rós Gudnadóttirs neue Videoarbeit wurde durch eine Förderung des The Visual Arts Fund Iceland ermöglicht. Matana Roberts Performance wird vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD gefördert. Hyoung-Min Kim und Gabriel Galindez Cruz's Performance I Am Not On The Blacklist präsentiert SAVVY Contemporary gemeinsam mit Tanzfabrik Berlin im Rahmen von OPEN SPACES und wird von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa gefördert.
VISUAL Zitat: Raqs Media Collective; Bild: Joint Task Force One, Operation Crossroads: the Official Pictorial Record, 1946, p 216; Design: Elsa Westreicher