SAVVY Journal: 
The Labour Of Repairing and Its Politics of Affects. The Restitution of Dignity

La pratica di riparazione e la sua politica degli affetti.
La restituzione della dignità.

Restitution of Dignity ist ein internationales zweisprachiges Publikationsprojekt. Die vier gedruckten und digitalen Ausgaben des SAVVY Journals widmen sich den Themen Restitution, Entschädigung und Wiedergutmachung, wobei der Fokus auf den spezifischen Kontext der kolonialen Geschichte(n) Italiens und ihrem Nachhall in der Gegenwart liegt. Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Archive Books und SAVVY Contemporary sind unterschiedliche Stimmen dazu eingeladen, vier Sonderausgaben des SAVVY Journals zu kuratieren und zu produzieren, die sich mit der Restitution kolonialer Raubkunst, der (Un-)Möglichkeit der Wiedergutmachung von Verbrechen der italienischen und europäischen Kolonisierung sowie mit den täglichen Kämpfen von Communities und Individuen gegen strukturellen Rassismus in Italien und darüber hinaus befassen. Im Jahr 2021 lenkte SAVVY Contemporary die bewegte, aber verengte internationale Debatte über die Rückgabe von "Objekten" aus europäischen Museen durch das LangzeitprojektFOR THE PHOENIX TO FIND ITS FORM IN US. ON RESTITUTION, REHABILITATION, AND REPARATION mit Recherchen, Ausstellungen, Performances und Publikationen in verschiedenen Ländern in weitere Richtungen. In den vergangenen zwölf Jahren und seit seinen Anfängen hat sich SAVVY intensiv damit beschäftigt, den Wunden der Vergangenheit, die in unserer Gegenwart und Zukunft nachhallen, genau zuzuhören. Dieses Engagement ist international verwoben, aber eingebettet in den Ort unseres Seins und Wirkens – Berlin, eine Stadt, in der diese Diskussionen vor dem streitbaren Hintergrund des kürzlich eröffneten Humboldt-Forums stattfindet, das Teile der umfangreichen ethnographischen Sammlungen der Stadt beherbergt.

Das Publikationsprojekt bringt unsere Erfahrungen aus dem deutschen mit dem italienischen Kontext ins Gespräch und erweitert diese um die Stimmen schwarzer italienischer Künstler:innen und Denker:innen der zweiten oder dritten Generation sowie den mutigen Positionen von Neuangekommenen zu erweitern. Jede der vier Ausgaben wird von SAVVY Contemporary in Zusammenarbeit mit einer:m afro-italienischen Gastkünstler:in kuratiert und enthält Beiträge von zahlreichen Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen, Historiker:innen und Künstler:innen. 

Die internationale Debatte über die Restitution wurde durch den vom französischen Präsidenten Macron in Auftrag gegebenen und von Felwine Sarr und Bénédicte Savoy verfassten Bericht "The Restitution of African Heritage" angeheizt. Der Bericht bot die Möglichkeit, die Geschichte und die Zusammensetzung der öffentlichen Sammlungen in Frankreich zu bewerten und einen Plan für die weiteren Schritte zur Restitution der geplünderten "Objekte" zu entwickeln. Seit der Veröffentlichung des Berichts ist die Diskussion über die Restitution afrikanischer Kunst aus europäischen und nordamerikanischen Museen in vollem Gange und wurde zu einem der wichtigsten Themen der postkolonialen europäischen Debatte. Italien hätte in dieser Debatte eine entscheidende Rolle spielen sollen, da seine eigene koloniale Geschichte in der öffentlichen Debatte nicht nur an den Rand gedrängt wird, obwohl sie die heutige Gesellschaft durch das gesamte 20. Jahrhunderts hindurch geprägt hat. Darüber hinaus hat Italien in der Vergangenheit immer wieder Raubkunst zurückgegeben und in den letzten Jahren auch lang angekündigte Versprechen zur Rückgabe kolonialer Beute umgesetzt. Im Anschluss an ein UN-Abkommen von 1947 erklärte sich Italien beispielsweise bereit, Äthiopien zwei wichtige Raubkunstobjekte zurückzugeben: den Obelisken von Axum und den Löwen von Juda. Während letzterer 1967 nach dem Besuch von Kaiser Haile Selassie in Italien im Jahr 1961 zurückgegeben wurde, erfolgte die vollständige Rückgabe des Löwen erst 2005, nach mehr als 50 Jahren hitziger Diskussion. Dies sind nur zwei Beispiele für die physische Rückgabe; aber in der Debatte zwischen Italien und Libyen beispielsweise ging es nicht weniger um die (Un-)Möglichkeit, eine monetäre Entschädigung – in Form von Reparationszahlungen – für die Gewalt und die Verluste der kolonialen Besetzung zu berechnen.

Wie, so fragen wir, kann man nicht nur Geld oder Gegenstände zurückgeben, sondern auch Würde? Das bleibt die Frage, zu der wir Schwarze Künstler:innen einladen, in der Hoffnung, in Italien eine längst überfällige Debatte anzustoßen, die auf die eine oder andere Weise zu den anderen europäischen postkolonialen Auseinandersetzungen aufschließen wird. Wir sind der Meinung, dass die Vertreter:innen der Communities, aus denen die geraubten Objekte stammen, gleichberechtigt mit den Museen, den Regierungsvertreter:innen und der Öffentlichkeit diskutieren müssen, um die Debatte über die Restitution in eine Debatte über die Rehabilitierung der Gesellschaften zu verwandeln. 

Das Publikationsprojekt ist bestrebt, Mittel und Infrastrukturen bereitzustellen, um immaterielle Fragen (des Traumas, der Wiederherstellung von Bedeutung und Praktiken) zu untersuchen und über die Möglichkeiten der Rehabilitation und Wiedereingliederung von "Objekten" in zerrissene, verletzte Gemeinschaften nachzudenken. Es fordert auch dazu auf, diese Überlegungen zu Artefakten auf eine Debatte zu verlagern, die sich in erster Linie mit der grundlegenden Frage der Wiederherstellung der Würde der Menschen befasst, wie es der Gewerkschaftsführer und Aktivist Aboubakar Soumahoro kürzlich gefordert hat. Das Projekt lädt uns dazu ein, die gegenwärtigen Komplexitäten von Rassifizierung in Italien, seine gewaltsame koloniale und faschistische Geschichte und die Instabilität der weißen italienischen Identität zu adressieren. Es fragt durch die Beiträge verschiedener Perspektiven und Stimmen: Was sind mögliche Formen der Wiedergutmachung? Wie können wir mit den Lücken in der historischen und politischen Repräsentation von Nicht-Weißsein in Italien und seinen Museen umgehen? Wie kann die kulturelle Würde wiederhergestellt werden? Wie können wir Koalitionen schaffen, die uns dabei helfen, über Restitution auf eine polyphone, auf unterschiedlichen Erfahrungen basierende Weise nachzudenken?

ÜbersetzungLaura Kloeckner 

In italiano

“La restituzione della dignitá” è un progetto editoriale internazionale bilingue che si sviluppa in quattro numeri speciali del SAVVY Journal, pubblicati sia in formato cartaceo che digitale. Il progetto intende indagare i concetti di restituzione e riparazione all’interno del contesto italiano in relazione alle sue storie coloniali che si riflettono nel presente. A partire da una collaborazione tra Archive Books e SAVVY Contemporary, abbiamo invitato alcuni artisti a curare e produrre quattro numeri speciali del SAVVY Journal per affrontare temi quali la restituzione del bottino coloniale, l`(im)possibilità di riparare i crimini della colonizzazione italiana ed europea, nonché per riflettere assieme sulle attuali lotte quotidiane di comunità e individui contro il razzismo strutturale in Italia e altrove. Nel 2021, SAVVY Contemporary ha smosso ulteriormente le acque agitate ma limitate del dibattito internazionale sulla restituzione degli "oggetti" provenienti dai musei europei con un progetto a lungo termine di ricerca, mostre, performance e pubblicazioni in diversi paesi, intitolato FOR THE PHOENIX TO FIND ITS FORM IN US. ON RESTITUTION, REHABILITATION, AND REPARATION. Negli ultimi dodici anni e fin dai suoi inizi, SAVVY si è impegnata ad ascoltare attentamente le ferite del passato che riecheggiano nel nostro presente e nel nostro futuro. Questo impegno, legato ad un impegno fatto di collaborazioni internazionali, prende come punto di partenza il nostro spazio d'essere - Berlino, una città in cui questa discussione si svolge sullo sfondo discutibile dell'Humboldt Forum, recentemente inaugurato, che ospita parte delle vaste collezioni etnografiche della città. 

Questo progetto editoriale si propone espandere la nostra esperienza in Germania al contesto italiano, per presentare le voci di artisti afrodiscendenti e pensatori italiani di seconda o terza generazione, includendo anche le coraggiose prese di posizione dei nuovi arrivati. Ognuno dei quattro numeri della rivista sarà curato da SAVVY Contemporary in collaborazione con un artista afrodiscendente italiano e ospiterà i contributi di numerosi attivisti, studiosi, storici e collettivi.

Il dibattito internazionale sulla restituzione è stato alimentato dal rapporto "The Restitution of African Heritage", commissionato dal Presidente francese Macron e scritto da Felwine Sarr e Bénédicte Savoy. Il rapporto ha offerto la possibilità di analizzare la storia e la composizione delle collezioni pubbliche in Francia e di sviluppare un piano per le successive fasi dell'eventuale restituzione degli "oggetti" saccheggiati. Dopo la sua pubblicazione, il dibattito riguardo alle richieste di restituzione di opere d'arte africane da parte di musei europei o nordamericani si è moltiplicato, diventando uno dei principali argomenti di riflessione dell'Europa postcoloniale. In questo importante dibattito, l’Italia dovrebbe svolgere un ruolo cruciale, non solo considerando che l’Italia ha una relazione troppo amnestica con la sua storia coloniale ma anche perché il dibattito sulla restituzione di bottini coloniali in realtà si è ripresentato nella società civile più volte nel corso del ventesimo secolo. Inoltre, il tema della restituzione di opere d'arte saccheggiate nelle colonie non é nuovo nel panorama italiano, e il paese si é trovato a dover restituire negli ultimi anni parte del bottino coloniale sulla base di promesse precedentemente elargite. Ad esempio, in seguito ad un accordo delle Nazioni Unite del 1947, l'Italia ha accettato di restituire all'Etiopia due importanti oggetti trafugati: l'Obelisco di Axum ed il Leone di Giuda. Mentre il secondo è stato restituito nel 1967, dopo la visita dell'imperatore Hailé Selassié in Italia nel 1961, il primo è stato restituito interamente solo nel 2005, dopo oltre 50 anni di discussioni. Oltre a questi due esempi di restituzione fisica, è importante ricordare come anche nei rapporti tra Italia e Libia, ad esempio, si sia a lungo dibattuto riguardo l’(im)possibilità di calcolare un risarcimento monetario - una riparazione appunto - per le violenze e le perdite avvenute durante il periodo dell'occupazione coloniale.

Ci chiediamo però come sia possibile restituire non solo denaro o oggetti, ma anche la dignità. A partire da questa questione invitiamo gli artisti a riflettere, ad elaborare, sperando di alimentare un dibattito che in Italia è urgente da tempo e che necessita di essere rimesso al passo delle altre riflessioni postcoloniali europee. Crediamo che i rappresentanti delle comunità da cui provengono gli oggetti saccheggiati debbano discutere i loro problemi su un piano di parità con i musei, con i rappresentanti dello Stato e con il pubblico, per spostare il dibattito sulla restituzione a quello sulla riabilitazione delle società. 

Questo progetto editoriale si sforza di fornire mezzi e infrastrutture per interrogare le questioni immateriali (del trauma, del ripristino del significato e delle pratiche) e per riflettere sulle possibilità stesse di riabilitazione e reintegrazione degli "oggetti" nelle comunità spezzate. Chiede inoltre di spostare questi ragionamenti sugli artefatti verso un dibattito che affronti in prima battuta la questione fondamentale della restituzione della dignità alle persone, come ha insistito recentemente il sindacalista e attivista Aboubakar Soumahoro. Il progetto ci invita quindi ad affrontare le complessità contemporanee dell’identità in Italia, la sua violenta storia coloniale e fascista e l'instabilità dell'identità bianca italiana. Il progetto si interroga, attraverso le sue diverse prospettive e voci inclusive, sulle seguenti domande: Quali sono le possibili forme di riparazione? Come affrontare le lacune nella rappresentazione storica e politica della non-bianchezza in Italia e nei suoi musei? Come ripristinare la dignità culturale? Come creare coalizioni che ci aiutino a riflettere sui temi della restituzione in modo multi-vocale, partendo da esperienze diverse?

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