Between Riot & Choir

HECATOMB II  – movements and rituals for the renewal of the world

Im Rahmen von SOCIETY: OR INFINITE REHEARSALS präsentieren wir BETWEEN RIOT AND CHOIR – eine Reihe von miteinander verbundenen Solo-Performances, in denen Tanz- und Bewegungspraktiker:innen die konzeptionellen Vorschläge dieses Ausstellungs- und Rechercheprojekts betrachten und darauf reagieren. Die Performanceserie, deren Titel auf einen Text von Fred Moten über die soziale Natur von Tanz und Bewegung zurückgeht, materialisiert die Verbindungen und Geschichten, mit denen jeder tanzende Körper, auch wenn er allein tanzt, unweigerlich verbunden ist.

Wir denken hier an spezifische kulturelle Bewegungstraditionen, an Choreografien, die durch und über die besonderen Fähigkeiten eines Körpers erlernt werden, an somatische Praktiken, Kontaktimprovisation – und insgesamt an die Beziehung, die im Tanzen mit einer:m anderen (oder anderen) in Gruppen entsteht, die sich mit dem asymmetrischen, turbulenten Rhythmus eines Aufstands oder Protests ebenso bewegen können wie mit der Harmonie eines Chors.

Zur zweiten Ausgabe der Reihe heißen wir Martha Hincapié Charry willkommen. Ihre Performance basiert auf öko-somatischen/ökofeministischen Perspektiven mit dem Fokus auf den Planeten Erde, die Erde als Frau. Eine Frau, die dem Extraktivismus des globalen Nordens und den Missbräuchen von Konzernen, den größten Verursachern des Klimawandels, ausgesetzt ist. Dieser Beitrag versucht, die Praktiken von Aufführungen zu dekolonisieren, indem er einen Raum für die Reflexion über die Beziehung des Menschen zur Natur und die Folgen des alltäglichen Handelns im Hinblick auf das Verschwinden von Lebensräumen, Arten und Gruppen von indigenen Bevölkerungen schafft. Dieser Prozess ist im Gange – zum Beispiel in den 9 Ländern, zu denen der Amazonas-Regenwald gehört.

Die Performance setzt sich mit dem Wissen auseinander, dass indigene Völker 80% der biologischen Vielfalt der Welt schützen, obwohl sie nur 5% der Weltbevölkerung ausmachen. Dieser zweite Teil der Trilogie zielt darauf ab, einen Dialog zwischen den Kulturen, Visionen und Weisheiten der Vorfahren zu eröffnen.

Martha Hincapié Charry ist eine kolumbianische BIPoC-Künstlerin, Kuratorin, Choreografin, Performerin und Forscherin. Sie erwarb ihren Master-Abschluss in Kunst an der Universität der Künste, UdK Berlin, studierte Tanz in Kolumbien und schloss ihr Studium im Tanztheater und Solotanz an der Folkwang Universität der Künste in Essen unter der Leitung von Pina Bausch ab. Im Jahr 2019 erhielt sie das renommierte Pina Bausch Fellowship.

Ihre Kreationen wurden auf Festivals und an Spielorten in Europa, Asien und Amerika präsentiert. Sie ist künstlerische Leiterin des Plataforma/SurReal Berlin Festivals. In ihrer kuratorischen Praxis untersucht sie (de)koloniale Prozesse und Überlebensstrategien von Künstler*innen, die nach Europa migrieren oder sich mit lokalen Utopien beschäftigen. 2021/22 war sie assoziierte Kuratorin am Radialsystem Berlin.

Hincapié Charry hat mehrere Räume des Verlernens entwickelt, die sich auf unterrepräsentierte BIPoC-Ausdrucksformen (Schwarze, Indigene und People of Color) konzentrieren. Sie eröffnet einen Dialograum zwischen den Kontinenten durch eine transdisziplinäre Reflexion über den Körper, in dem Themen wie Klimachaos, die Beziehung zwischen Mensch und mehr-als-Mensch und das Zusammenspiel von sichtbarer und unsichtbarer Welt eine Plattform finden.