Unseen: Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin

Bundesarchiv, Bild 102-13681 / CC-BY-SA 3.0.jpg
Bundesarchiv, Bild 102-13681 / CC-BY-SA 3.0.jpg

Ihr seid herzlich zu einem Workshop eingeladen, in dem wir Berlin als produktiven kolonialen Stadtraum untersuchen. Sein weit verzweigtes Netzwerk diente nicht nur der politischen Beherrschung und ökonomischen Erschließung außereuropäischer Gebiete, sondern prägte auch den urbanen Stadtraum Berlins mit seinen rasant wachsenden Film- und Unterhaltungsindustrien. Zu diesen Zweck werfen wir einen Blick auf koloniale Orte im Zentrum Berlins und gehen der Frage nach welche Infrastruktur ausgebildet, welche Bilder und Bedeutungen produziert wurden. Im Fokus steht die Verbindung zwischen deutscher Kolonialkultur, anti-Asiatischen Rassismus und Orientalismus, da diese thematischer Konnex bisher relativ wenig diskutiert wird. Auf diese Weise soll ein kleiner Beitrag geleistet werden, um die lokale Dekolonialisierungsarbeit multiperspektivischer zu gestalten.

Im Workshop werden wird Hito Steyerls Dokumentarfilm Die leere Mitte (1998, 62 Minuten) zeigen und ausgehend von unseren eigenen Zugängen und Erfahrungen miteinander über dekoloniale Perspektiven zur Sichtbarmachung der kolonialen (Ge-)Schichten Berlins sprechen. Ein Beispiel ist die wechselhafte Geschichte des „Haus Vaterlands“ am Potsdamer Platz, die nur im Kontext von Kolonialität, Nationalismus, Exotismus, Rassismus, Antisemitismus und Krieg zu verstehen ist. Diese Geschichte ist wiederum mit vielen anderen Geschichten, Personen und Biografien verknüpft ist.

Diese Veranstaltung knüpft thematisch an der Buchpräsentation des Sammelbandes Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin vom 09.07.2024 bei SAVVY an und führt die dort begonnenen Diskussionen vertiefend weiter. Dieser Workshop steht allen thematisch Interessierten offen.

Kien Nghi Haist promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler und leitet den Arbeitsbereich Postcolonial Asian German Studies an der Universität Tübingen. Er hat an der New York University sowie an den Universitäten in Bremen, Heidelberg und Bayreuth geforscht und wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien ausgezeichnet. Als Kurator hat er u.a. im Berliner Haus der Kulturen der Welt, im Hebbel am Ufer-Theater und im Sinema Transtopia verschiedene Projekte über Asiatische Diaspora realisiert. Er hat mehr als zehn Bücher zu postkolonialer Kritik, Rassismus, Migration und Asian Diaspora geschrieben und editiert. Zuletzt ist der Sammelband Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond (Assoziation A 2021) als erweiterte Neuauflage erschienen. 2025 gibt er den Band Anti-Asian Racism inTransatlantic Perspectives: History, Theory, Cultural Representations and Social Movements (transcript) heraus.