We Have Delivered Ourselves From the Tonal.
Von, mit, zu, über Julius Eastman

Photo: Raisa Galofre
Photo: Raisa Galofre

Diese Auswahl von Essays, Libretti, Liedtexten, Erinnerungen, Fotos und persönlichen Anekdoten von Musiker*innen, bildenden Künstler*innen, Forscher*innen und Archivar*innen ist eine Hommage an Leben und Werk des afroamerikanischen Komponisten, Musikers, Performers und Aktivisten Julius Eastman.

Die Publikation spürt seinem Vermächtnis jenseits des vornehmlich westlichen musikwissenschaftlichen Formats des Tonalen oder des Harmonischen und des Bezugsrahmens dessen nach, was heute als minimalistische Musik verstanden wird. Eastmans Kompositionen versuchen, die Begriffe des Harmonischen, der tonalen Hierarchie, des Dreiklangs oder sogar des Grundtons zu verkomplizieren, zu verneinen oder zu explizieren und untersuchen Strategien und Technologien zum Erreichen von Atonalität. Man könnte versucht sein, Eastman in der Tradition von Bartok, Schönberg, Berg und anderen zu verorten, aber auch hier lohnt es sich, die Geographie der Minimal-Tendenzen und des Minimalismus in der Musik zu verlagern. Es ist es wert, Eastmans Musik im Hinblick auf das zu hören und zu lesen, was Oluwaseyi Kehinde als Angelpunkt bei der Analyse einiger Elemente afrikanischer Musik wie Melodie, Harmonie, Instrumente und Instrumentation beschreibt: Die Anwendung chromatischer Formen wie Polytonalität, Atonalität und Dissonanz.

Diese Publikation entwickelte sich durch das zweijährige Projekt WE HAVE DELIVERED OURSELVES FROM THE TONAL und konstruiert eine nicht-lineare Genealogie von Eastmans Praxis sowie ihrer kulturellen, politischen und sozialen Relevanz. Gleichzeitig situiert sie sein Werk innerhalb einer erweiterten rhizomatischen Beziehung zu musikalischen Erkenntnistheorien und Praktiken. 

Photo: Raisa Galofre
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Die Publikationen in der Reihe SAVVY Books reflektieren und dokumentieren die Aktivitäten und erweitern die Forschungs-, Diskurs-, Performance- und Kurationsprojekte von S A V V Y Contemporary. SAVVY Books zielt darauf ab, die epistemologische Vielfalt zu fördern in Einklang mit Boaventura de Sousa Santos Feststellung, dass „ein anderes Wissen möglich ist“. Indem wir die Grenzen und Fehler der akademischen Disziplinen anerkennen und für Prozesse des Verlernens eintreten, schaffen wir eine Plattform, die außerdisziplinäres Wissen bestärkt und unterstützen das Denken und Schreiben von Autor*innen, Künstler*innen, Philosoph*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, deren Praktiken westliche Erkenntnistheorien in Frage stellen und sich mit epistemischen Systemen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora, dem asiatisch-pazifischen Raum, dem Nahen Osten und Lateinamerika befassen.

Diese Reihe vereint  S A V V Y Contemporary und Archive Books in einer Zusammenarbeit, die auf dem geteilten Interesse an einer Vielzahl von Wissen jenseits des westlichen Kanons beruht. Gemeinsam verschreiben wir uns der Förderung von kritischen Diskussionen und dem Aufbau von neuen Kooperationen und Koalitionen. Wir betrachten die Bücher in dieser Reihe als „Grenzgebiete“, um einen Ausdruck der Chicana-Poetin und Feministin Gloria Anzaldúa zu verwenden, womit wir Räume meinen, in denen „eine neue Geschichte zur Erklärung der Welt und unserer Teilnahme daran“ erarbeitet und erzählt werden kann; Räume, in denen epistemologischer Ungehorsam (Walter Mignolo) und abweichendes Denken ausgeübt werden können.