Letter from a Guarani Woman in Search of the Land Without Evil
Ausstellung im rahmen des Forum Expanded der Berlinale
Mit Patrícia Ferreira Pará Yxapy
Eröffnung 19.02.2020 19:00
Laufzeit 20.02.–15.03.2020 Täglich 14:00–19:00
Invocations 26.02.2020 15:00
Führungen
22.02.2019 15:00 Mit Filmemacherin Patrícia Ferreira Pará Yxapy auf Portuguiesisch und Spanisch
22.02.2019 17:00 Mit Kuratorin Anna Azevedo auf Englisch
23.02.2019 17:00 Mit Kuratorin Anna Azevedo auf Englisch
25.02.2019 17:00 Mit Laura Kloeckner auf Deutsch
27.02.2020 17:00 Mit Abhishek Nilamber auf Malayalam
07.03.2020 17:00 Mit Eirini Fountedaki auf Griechisch
11.03.2020 18:00 Mit António Pedro Mendes auf Portugiesisch
13.03.2020 17:00 Mit Lema Sikod auf Pidgin English
Ich glaube, ihr hättet tatsächlich gerne, dass wir nicht existierten. Es wäre euch lieber, wir wären nicht hier gewesen, als ihr kamt.
Jeguatá bezeichnet die Reise von Dorf zu Dorf, mit Booten, Bussen oder auf langen Wanderungen durch Länder, Flüsse und Straßen entlang auf der Suche nach einem irdischen Paradies. Sie vermisst ein imaginäres Territorium ohne Grenzen oder festen Wohnsitz und geht über die kolonialen Grenzziehungen hinaus, die Brasilien, Argentinien, Paraguay und Bolivien voneinander trennen: Länder, in denen sich die Guaraní vor der Ankunft der Europäer*innen frei bewegten. Die Jeguatá erneuert diese mystische und politische Wanderung, stärkt soziale Netzwerke, die Kultur des Geschichtenerzählungen sowie den Austausch von Gütern und Samengut, die diesen spirituellen Weg zum Land ohne Übel nähren.
LETTER FROM A GUARANÍ WOMAN IN SEARCH OF THE LAND WITHOUT EVIL zeigt Werke von Patricia Ferreira Pará Yxapy, eine der engagiertesten Frauen unter den indigenen Filmschaffenden in Brasilien. Die Einzelausstellung ist von der Vertreibung der Guaraní und ihrer Suche nach einem utopischen Land inspiriert. Von dem Moment an, als die Europäer*innen den Atlantik überquerten, wurde diese mythologische Erzählung zur Anima des Widerstandsdiskurses. Mit der Amtseinführung der neuen brasilianischen Regierung im Januar 2019 nahm der Kampf eine deutlich dramatische Wende und schürt Angst vor dem, was indigene Anführer*innen als „geplante Hekatombe“ bezeichnen, „in der die brasilianische indigene Bevölkerung geopfert wird“. Die zunehmenden Bedrohungen durch Landinvasion, illegale Abholzung sowie rücksichtslose Agrarwirtschaft und Regierungsstrategien, die die Augen vor einem indigenen Völkermord verschließt, beunruhigen Patricías Seele und verletzen ihren Körper – ein Schmerz, den sie in künstlerische Praxis verwandelt. "Kunst von indigenen Künstler*innen für die indigene Bevölkerungen", sagt sie. „Dies ist Teil eines Dekolonisierungsprozesses.“
Allmählich hat sich die Kamera als Werkzeug der Kunst und des Widerstands unter indigenen brasilianischen Bevölkerungen etabliert. Bisher sind an diesem Kampf nur wenige Frauen beteiligt: Patricía ist eine von drei Filmemacherinnen in einem Universum, das nach wie vor von Männern dominiert wird. Zusammen mit dem Mbyá-Guarani Cinema Collective und der NGO Video nas Aldeias hat sie in den letzten fünfzehn Jahren zahlreiche Film- und Videoarbeiten realisiert.
Die Einzelausstellung bei SAVVY Contemporary, kuratiert von der brasilianischen Filmemacherin und Videokünstlerin Anna Azevedo, präsentiert eine Auswahl neuer Werke von Patricia Ferreira Pará Yxapy und legt dabei besonderen Fokus auf das Archiv, das ihrer audiovisuellen Reise zugrundeliegt. Videoinstallationen, Photographien, Zeichnungen, Skulpturen, Kunsthandwerk, Film- und Tonausschnitte präsentieren Briefe einer indigenen Frau adressiert an die Juruá, die Nichtindigenen. Patrícia kommt in ihnen vor, sowohl als Künstlerin als auch als Subjekt. Intime, zarte und schmerzhafte Gedanken reflektieren über das Weibliche, über Spiritualität, Kolonialisierung und die Beziehung zu Land.
PATRICIA FERREIRA PARÁ YXAPY wurde 1985 in Kunha Piru an der argentinisch-brasilianischen Grenze in Misiones geboren. Mit 13 Jahren überquerte sie die Grenze, um in Salto do Jacuí, Brasilien, zu leben. Seit 2000 lebt sie in Koenju. Nach Teilnahme an einem Workshop von Video nas Aldeias im Jahr 2007 gründete sie das Mbyá-Guarani Cinema Collective, das sich der Produktion von Videos und visueller Kunst mit einem Schwerpunkt auf Guaraní-Kultur widmet. 2014 und 2015 arbeitete sie mit indigenen Inuit-Filmemacher*innen im Rahmen einer Künstler*innen Residenz in Kanada. Mit dem MBYA-GUARANI CINEMA COLLECTIVE realisierte Patricia Ferreira Pará Yxapy als Co-Regisseurin Bicicletas de Nhanderu (46', 2011), Mbya-Mirim (2013), Desterro Guarani (38', 2011) und No Caminho com Mario [Unterwegs mit Mario] (20 ', 2014). Mit Vincent Carelli, Ernesto de Carvalho und Ariel Ortega, Tava: A Casa de Pedra (78', 24', 2012). Mit Sophia Pinheiro, Teko Haxy [Being Imperfect] (39', 2018). Sie arbeitet derzeit mit Ana Carvalho und Tita an ihrem ersten Spielfilm Para Rete, einem intimen Porträt ihrer Mutter Elsa.
ANNA AZEVEDO ist eine brasilianische Filmemacherin, Künstlerin, Journalistin und Kuratorin, die in Rio de Janeiro lebt und arbeitet. Als Berlinale Talent gewann sie 2006 mit ihrem Film BerlinBall den Berlin Today Award. 2008 erschien Dreznica in der Berlinale Shorts Session und 2017 nahm In Search of the Land Without Evil am Berlinale Generation Programm teil. Sie hat über 15 lange und kurze Dokumentarfilme gedreht. 2018 war sie Artist in Residence des „Living Archive“ Programms des Arsenal – Institut für Film- und Videokunst.
Künstlerische Leitung Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
KURATORin Anna Azevedo
PROJEkTkOORDINATION & KO-KURATION Laura Kloeckner, Eirini Fountedaki
produktion Abhishek Nilamber
SAVVY.DOC KURATION Elena Quintarelli, Anna Azevedo, Laura Kloeckner
KOMMUNIkATION Anna Jäger
GraphikDesign Lili Somogyi
MANAGEMENT Lema Sikod
TECH Bert Günther
ART HANDLING Wilson Mungai, Serra Öner
Licht Emilio Cordero
ÜBERSETZUNG António Pedro Mendes (Englisch–Portugiesisch)
LETTER FROM A GUARANI WOMAN IN SEARCH OF THE LAND WITHOUT EVIL wird gefördert vom Goethe-Institut Rio de Janeiro und ifa (Institut für Auslandsbeziehungen). Die Ausstellung wird im Programm des 15. Forum Expanded der 70. Berlinale gezeigt. Sie findet im Rahmen von "Archive außer sich“ statt – ein Projekt des Arsenal-Institut für Film und Videokunst e.V. im Rahmen einer Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Pina Bausch Foundation, Teil des HKW-Projekts „Das Neue Alphabet“, gefördert von der Beauftragten für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Teko Haxy (Being Imperfect), directed by Patricia Ferreira Pará Yxapy and Sophia Pinheiro, Brazil: Mbya-Guarani Cinema Collective and Piragüi, 2018.
“Letter from Indigenous Blood, Not a Single Drop More to Pope Francisco,” APIB, October 21, 2019: http://apib.info/2019/10/23/letter-from-indigenous-blood-not-a-single-drop-more-to-pope-francisco.