SOCIETY: OR INFINITE REHEARSALS

Daniellis Hernandez Calderon: Rediscovering Ourselves as a Working Class? | Photo: Nin Solis
Daniellis Hernandez Calderon: Rediscovering Ourselves as a Working Class? | Photo: Nin Solis
Theresa Weber: Installationsansicht | Photo: Nin Solis
Theresa Weber: Installationsansicht | Photo: Nin Solis
Ausstellungsansicht | Photo: Nin Solis
Ausstellungsansicht | Photo: Nin Solis
Cana Bilir-Meier This Makes Me Want to Predict the Past | Photo: Nin Solis
Cana Bilir-Meier This Makes Me Want to Predict the Past | Photo: Nin Solis
Colonial Neighbours Installation | Photo: Nin Solis
Colonial Neighbours Installation | Photo: Nin Solis
Ausstellungsansicht | Photo: Nin Solis
Ausstellungsansicht | Photo: Nin Solis
Ausstellungsansicht mit Monilola Olayemi Ilupejus Gymnasia im Vordergrund | Photo: Nin Solis
Ausstellungsansicht mit Monilola Olayemi Ilupejus Gymnasia im Vordergrund | Photo: Nin Solis
Kasia Fudakowski: Raised in Surprise, Lowered in Disbelief | Photo: Nin Solis
Kasia Fudakowski: Raised in Surprise, Lowered in Disbelief | Photo: Nin Solis
KMRU: WAI8 I and WAI8 II | Photo: Nin Solis
KMRU: WAI8 I and WAI8 II | Photo: Nin Solis
Heba Y. Amin: As Birds Flying  (Kama Tohalleq al Teyour)  | Photo: Nin Solis
Heba Y. Amin: As Birds Flying  (Kama Tohalleq al Teyour) | Photo: Nin Solis
Heba Y. Amin mit The Black Athena Collective: Nowhere is a Place | Photo: Nin Solis
Heba Y. Amin mit The Black Athena Collective: Nowhere is a Place | Photo: Nin Solis
Sung Tieu Alekhine's Defence | Photo: Nin Solis
Sung Tieu Alekhine's Defence | Photo: Nin Solis

Das einjährige Programm TRANSITIONS von SAVVY Contemporary begreift koloniales Erbe und Dekolonisierung als Fakten und Praktiken des Übergangs. Das dritte seiner vier Kapitel ist das Recherche-, Ausstellungs- und Performanceprojekt SOCIETY: OR INFINITE REHEARSALS – eine Einladung zum Tanz durch subtile und weniger subtile Choreografien: gezeichnete, skizzierte, geformte, genähte und verkörperte. Auf multiplen Rhythmen, Geschichtsschreibungen und Bewegungen basierend pulsieren diese Choreografien durch Gesellschaften, die mit dem Kolonialismus und dessen Kontinuitäten verwoben und von diesen betroffen sind.

Mit Fokus auf künstlerische Praktiken, die sich mit Bewegung und ihren vielen Bedeutungsmöglichkeiten beschäftigen, denkt dieses Projekt über Tanz als Methode nach und bietet Choreografie als eine Metapher an, mit der wir über die wechselseitige Beziehung zwischen Gesellschaften und die zu ihnen gehörenden Körpern nachdenken können. Die Arbeiten in der Ausstellung zeichnen verschiedene Choreografien nach – repressive, mühsame, aufbauenden, wünschenswerte, nutzlose, grenzüberschreitende, einladende (um nur einige zu nennen) – ebenso wie die Knotenpunkte ihre Überschneidungen und Begegnungen innerhalb der sozialen Gefüge unserer Welten. Während die Ausstellung zum einen die auferzwungenen Choreografien beleuchtet, die in jeder Gesellschaft den meisten marginalisierten Körpern auferlegt werden, zeichnet sie gleichzeitig die Linien emanzipatorischer Bewegung(en) nach, die außerhalb dieser Dynamiken geschaffen und ausgeführt werden. Dazu zählen die subtilen Rituale des Alltags, die es ermöglichen, nicht nur zu überleben, sondern auch weiterzukommen, zu wachsen; das im Körper gespeicherte generationelle und kulturelle Gedächtnis, das Einzelpersonen mit der Gemeinschaft verbindet; die Bewegung von Gruppen, die durch eine Aushandlung von Bedürfnissen und Wünschen geprobt und improvisiert wird. Diese Bewegungen, Tänze und Choreografien sind die Unterströmungen, die das Projekt an die Oberfläche holt und zeigt, wie wiederholtes Proben und Einstudieren die Art und Weise bestimmt und formt, in der unsere Körper sich bewegen, tanzen, laufen oder rennen, einander begegnen, auseinander gehen und wieder zusammenkommen.

Durch eine sich auf die Bewegung konzentrierende Perspektive lenkt dieses Projekt seinen Blick auf die Kontinuitäten des deutschen und europäischen Kolonialismus, die sich heute im Westen als Sorgen um „Diversität“ und Multikulturalität, Anpassung und Integration äußern. Die Kontrolle, die einstige koloniale Nationalstaaten auf die Bewegung und Freizügigkeit von Menschen sowohl in der Metropole als auch in den miteinander vernetzten Communities in den ehemaligen Kolonien ausüben, ist der Versuch, Gesellschaften gemäß der dominierenden Hierarchien von Rassifizierung, Klasse, Gender zu formen. In diesen Räumen, so behauptet es unsere Ausstellung ist dennoch ein anderes Tanzen und ein anderes Bewegen möglich, das wir endlos, tagein tagaus, erproben und das uns befähigt, verschiedene Vorstellungen von Befreiung zu fühlen und zu finden.

SOCIETY: OR INFINITE REHEARSALS versteht Tanz als einen Denk- und Gefühlsprozess, der es uns ermöglicht, die Choreografien zu erkennen und zu durchschauen, die unsere Gesellschaften in den Schritten und Gesten einer kolonialen, patriarchalen, klassistischen und kasteistischen Logik fixieren. Was kann uns der Tanz, der immer in Bewegung ist und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich trägt, noch lehren? Um befreiende Vorschläge zu formulieren, kehren wir zu dem Wissen zurück, das im Körper/in den Körpern zu finden ist, zu Bewegungen, die durch ein Verständnis von wechselseitiger Abhängigkeit, Durchlässigkeit und Verbindung improvisiert, geprobt und erlernt werden.

Die Ausstellung entfaltet sich durch eine Vielzahl von Bewegungen, die durch den Raum von SAVVY führen und eine körperliche Betrachtung der Kunstwerke, die selbst Verkörperungen von Bewegungen sind, einladen. SOCIETY: OR INFINITE REHEARSALS bringt künstlerische und forschende Praktiken zusammen, die ihren Ausdruck finden in Film und Fotografie, Skulpturen aus Textil, Beton und Metall, Klanginstallationen und Gemälden. In der Ausstellungslaufzeit findet eine Reihe von Performances statt, die uns näher zu uns selbst und zueinander bringen. Wir bieten den Besucher:innen verschiedene Möglichkeiten, die eigenen Bewegungen im Sensorium der Ausstellung zu proben, wodurch neue Tänze, Verbindungen und Bedeutungen entstehen.

Hiền Hoàng: Across the Ocean | Photo: Nin Solis
Hiền Hoàng: Across the Ocean | Photo: Nin Solis
Daniel Greenfield-Campoverde My Absent Body(ies) II  | Photo: Nin Solis
Daniel Greenfield-Campoverde My Absent Body(ies) II | Photo: Nin Solis
Daniel Greenfield-Campoverde My Absent Body(ies) II  | Photo: Nin Solis
Daniel Greenfield-Campoverde My Absent Body(ies) II | Photo: Nin Solis
Monilola Olayemi Ilupeju: Gymnasia  | Photo: Nin Solis
Monilola Olayemi Ilupeju: Gymnasia | Photo: Nin Solis
Moses März: The Texture, the Weave: Maps for Movement and Movements | Photo: Nin Solis
Moses März: The Texture, the Weave: Maps for Movement and Movements | Photo: Nin Solis
SAVVY.doc Leseecke | Photo: Nin Solis
SAVVY.doc Leseecke | Photo: Nin Solis
Thomias Radin: Between Body & Mind | Photo: Nin Solis
Thomias Radin: Between Body & Mind | Photo: Nin Solis
Tuli Mekondjo: Ousie Martha | Photo: Nin Solis
Tuli Mekondjo: Ousie Martha | Photo: Nin Solis
Vikrant Bhise: Archival Historicity/Dalit Panther Series  | Photo: Nin Solis
Vikrant Bhise: Archival Historicity/Dalit Panther Series | Photo: Nin Solis