Wi Di Mimba Wi 2024

Portrait of Setareh Shahbazi by Ava Krebs
Portrait of Setareh Shahbazi by Ava Krebs

Setareh Shahbazi erhält den 2024Wi Di Mimba Wi– Preis für Künstler:innen of Colour in Deutschland, der 2021 von der AKB Stiftung und SAVVY Contemporary ins Leben gerufen wurde.

SETAREH SHAHBAZIwurde 1978 in Teheran geboren. Sie studierte Szenografie und Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und verbrachte die folgenden zehn Jahre in Beirut, Teheran, Kairo und Berlin, wo sie seit 2013 lebt und arbeitet. In ihrer Arbeit lässt sie sich von visuellen Objekten inspirieren, die sie umgeben, von alten Familienfotos bis hin zu Zeitungsausschnitten, die in ihre konzeptionellen Installationen, mehrfarbigen Drucke und digital bearbeiteten Fotomontagen einfließen. Durch ihre künstlerische Praxis bietet Shahbazi rekonstruierte Erzählungen, die gleichzeitig aus persönlichen Geschichten und vergessenen Gegenständen, die sie findet, stammen. Ihre Werke wurden in Ausstellungen im Iran, Libanon, Deutschland, Italien und Frankreich gezeigt. Seit 2020 ist sie auch künstlerische Co-Leiterin des KHF – Künstlerhof Frohnau, einem von Künstler:innen geführten Atelierdorf in einem Wald am Rande Berlins.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin.

  

SETAREH SHAHBAZI ÜBER DEN PREIS
Ich bin unendlich dankbar für die wertvolle Gelegenheit, mit dem großartigen Team von SAVVY Contemporary und den vielen Menschen zu arbeiten, die gebraucht werden, um Sprachen, Wahrnehmungen und Sichtweisen zu verändern. Im spezifischen Kontext von Deutschland 2024 möchte ich die Gelegenheit nutzen, die mir dieser Preis bietet, und mir die Zungen, Augen und Ohren von Freund:innen und Mitstreiter:innen ausleihen. Gemeinsam teilen wir die Gabe, multiples Wissen zu tragen, und haben die Macht, die deutsche Sprache herauszufordern, indem wir künstlerische und poetische Erweiterungen vorschlagen, um die Machtdynamik der "Deutschungshoheit" zu verdrehen: um ein treffendes Wort der Sängerin und Aktivistin Malonda zu borgen.

Ich bedanke mich für die Neugier und das Vertrauen der AKB Stiftung und der Jury des Wi Di Mimba Wi Preises.

Setareh Shahbazi. Shiraz, 2023 & With A Certain Sensatio n, 2023. Pigment prints, framed, 130 x 100 cm, Courtesy the artist.
Setareh Shahbazi. Shiraz, 2023 & With A Certain Sensatio n, 2023. Pigment prints, framed, 130 x 100 cm, Courtesy the artist.

ERKLÄRUNG DER JURY
Setareh Shahbazi wurde von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Marie Helene Pereira (Kuratorin und Kulturschaffende), Zdenka Badovinac (Kuratorin und Autorin), Jean-Ulrick Désert (Künstler und erster Empfänger des Wi Di Mimba Wi-Preises), zusammen mit Mirjami Schuppert (Kuratorin und Koordinatorin des Preises für die AKB Stiftung) und Renan Laru-an (Künstlerischer Leiter von SAVVY Contemporary) begründen ihre Wahl:

Setareh Shahbazi hat die Jury mit ihrem Werk überzeugt, das eine starke Ästhetik und künstlerische Persönlichkeit aufweist. Die Position, die sie gegenüber zeitgenössischen Gesellschaften und ihren Krisen einnimmt, ist in ihrem individuellen künstlerischen Schaffen sowie in ihren verschiedenen Kooperationen und Forschungsarbeiten deutlich erkennbar.

Ihr Werk ruht in einer ästhetischen Verankerung, die sich über einen langen Zeitraum hinweg auf einfühlsame Weise entwickelt hat. Die Vertrautheit, die sie in ihren Prozessen gefunden hat, offenbart Freiheit, Ehrlichkeit und Reife in Bezug auf ihre Arbeitsmethoden.

Setareh Shahbazi vermeidet die bloße Repräsentation von Identität und berücksichtigt die möglichen Bedeutungen persönlicher und familiärer Erzählungen, indem sie die Betrachtenden zu einem Dialog mit dem Werk einlädt und so alternative Interpretationen ermöglicht.

Durch die vielfältigen Zugehörigkeiten und Zeitlichkeiten bleiben die Werke, die in bestimmten (kulturellen) Kontexten und spezifischen Zeitpunkten entstanden sind, in engem Dialog mit der Gegenwart. Die gebrochenen Erzählungen, die sich durch schöne und formal anmutende Werke präsentieren, fangen eine kollektive Erfahrung ein, die mit größeren Geschichten des Nicht-Westens im westlichen Kontext zusammenkommt.

In Setareh Shahbazis Werk ist die Möglichkeit eines Moments sehr greifbar, in dem man ein neues Territorium betreten kann, das auf der konzeptionellen und ästhetischen Grundlage der Künstlerin aufgebaut ist. Sie lädt die Betrachtenden ein, mit einem Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit in ihre Erzählung einzutauchen. Ihr künstlerisches Werk hat einen Punkt erreicht, an dem die Artikulation von Hoffnung und Aufklärung die von Unterdrückung und Diskriminierung überwindet. Wir glauben, dass dieser Preis ihr Zeit und Raum für weitere Recherche verschafft und es ermöglicht, das nächste Kapitel ihrer Praxis zu verwirklichen. Setareh Shahbazi hat in ihrem Werk mehrere Vektoren geschaffen, durch die sie die Grenzen des Ausstellungsmachens weiter überschreiten und sich auf veränderte Formate einlassen kann, mit denen sich ihre Kreativität und ihre politischen Positionen in ein wirkungsvolles Kunstschaffen übersetzen lassen.

Die Jury erkennt das beträchtliche Potenzial der künstlerischen Praxis von Setareh Shahbazi an und ist gespannt, wie der Wi Di Mimba Wi-Preis es ihr ermöglichen wird, noch experimenteller und offener zu denken und zu arbeiten.

     

Setareh Shahbazi. From the series Spectral Days (#11) and Spectral Days (#15), 2013 C-print, framed dimensions 85 x 60 cm.
Setareh Shahbazi. From the series Spectral Days (#11) and Spectral Days (#15), 2013 C-print, framed dimensions 85 x 60 cm.

ÜBER DEN PREIS
Dieser Preis stellt die Würdigung und Auszeichnung einer herausragenden künstlerischen Arbeit dar und ist darüber hinaus eine Einladung, durch die von SAVVY Contemporary gelebten Philosophien und Praktiken miteinander in Beziehung zu treten, Gedanken auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Mit dieser Initiative verfolgen wir das Ziel, eine starke Beziehung zu und Unterstützung für Künstler:innen of Colour in Deutschland aufzubauen, und somit langfristig ein Umfeld für eine reichere und vielfältigere Kulturlandschaft zu fördern.

Dank der großzügigen Unterstützung der AKB Stiftung erhält der:die ausgewählte Künstler:in ein einjähriges Arbeitsstipendium in Höhe von 30.000 EUR, Mittel für die Schaffung eines neuen Kunstwerks sowie kuratorische Unterstützung. Es ist geplant, die neue Arbeit bei SAVVY Contemporary und an anderen Orten auszustellen.

Das Preis richtet sich an alle in Deutschland lebenden Künstler:innen of Colour – ohne Beschränkungen hinsichtlich Medium, Altersgruppe oder Karrierestufe. Die Kandidat:innen werden von einem Beratungsgremium nominiert und von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Dieses Programm ist ein langfristiges Engagement zum Aufbau nachhaltiger Förderstrukturen in der Kunstwelt. Das Stipendium wird alle zwei Jahre vergeben.

Die AKB Stiftung ist eine Stiftung mit Sitz in Einbeck, Deutschland. Sie wurde 1998 von Carl-Ernst Büchting gegründet.

SAVVY Contemporary ist ein unabhängiger Projektraum für epistemologische Vielfalt und radikale Gastlichkeit, der 2009 von Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung gegründet wurde.

RENAN LARU-AN UNTERSTREICHT DIE BEDEUTUNG DES PREISES
Der künstlerische Leiter von SAVVY Contemporary, Renan Laru-an, betont die Wichtigkeit des Preises:
Ich freue mich, diese Partnerschaft mit der AKB-Stiftung fortzusetzen, die die Praxis und Intelligenz von Künstler:innen hervorhebt, die in Deutschland unterrepräsentiert sind. Der Preis bekräftigt SAVVY Contemporarys Engagement, eng mit unterschiedlichen Gemeinschaften und Institutionen zusammenzuarbeiten, um einige der dringenden Ungerechtigkeiten in unserer Kunstwelt zu beseitigen.

        

AKB STIFTUNG ÜBER DIE MOTIVATION, DIESEN PREIS ZU FINANZIEREN
Michael Büchting, Vorstandsvorsitzender der AKB Stiftung:
Die Kooperation zwischen der Stiftung AKB und SAVVY Contemporary bietet die Möglichkeit, mit Künstler:innen, Kurator:innen und Produzent:innen mit unterschiedlichen Hintergründen und Lebenserfahrungen zusammenzuarbeiten. Während der ersten Ausgabe des Preises haben wir gesehen, wie wichtig es ist, Unterstützungssysteme aufzubauen, die es Künstler:innen of Colour ermöglichen, sich auf die Praxis ihrer Arbeit zu konzentrieren und gleichzeitig dabei zu helfen, Verbindungen zu schaffen und Sichtbarkeit für ihre Arbeit zu erlangen. Dies spiegelt einen wichtigen Teil der Mission der AKB-Stiftung wider, die Kunst zu unterstützen und dazu beizutragen, die Strukturen der Unterrepräsentation und Marginalisierung im Bereich der Kunst zu verändern.