LABO*R
EIN AUFRUF ZUM HANDELN... EINE BASIS für HOFFNUNG

Das einjährige Programm TRANSITIONS von SAVVY Contemporary begreift koloniales Erbe und Dekolonisierung als Fakten und Praktiken des Übergangs. Das zweite seiner vier Kapitel ist das Forschungs-, Ausstellungs- und Laborprojekt LABO*R: AN INVITATION TO ACTION... A BASIS FOR HOPE. Es beschäftigt sich mit dem Arbeitsbereich der kulturellen Produktion und der Situation von Kulturarbeitenden selbst, um Möglichkeiten für ein umfassenderes und internationalistischeres Verständnis für antikoloniale Kämpfe zu schaffen. Es wird kuratiert und produziert von einem Team, das sich selbst im Kontext eines Nationalstaates verortet, der so tief in den Kolonialismus und dessen Kontinuitäten verwickelt ist wie Deutschland. Das Projekt widmet sich einer kollektiven Untersuchung durch das Prisma der "Arbeit", um sich von den Werken und Praktiken von Kulturarbeitenden inspirieren zu lassen, die uns vorausgegangen sind und die sich selbst und ihre Arbeit im Streben nach antikolonialer Befreiung positioniert haben, sowohl im Inland als auch international. Wenn wir Kultur als Waffe des Kampfes gegen Apartheid, Imperialismus, Patriarchat und andere herrschende Ideologien begreifen, wie verstehen wir dann die Rolle von Kulturarbeitenden?

Das Projekt stützt sich auf die Arbeit des Medu Art Ensemble, das von 1976 bis 1985 im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika aktiv war. Das Ensemble lehnte eine Kategorisierung als "Künstler:innen" bewusst ab, da es die Notwendigkeit sah, den elitären Charakter dieses Begriffs zu überwinden. Es entschied sich stattdessen, seine Praxis als die von "Kulturarbeitenden" zu beschreiben. Darüberhinaus formulierte Medu eine Vision ihrer Befreiung, in der die Rolle der Kulturarbeitenden darin besteht, sich in den Kampf der Arbeiter:innen in den Ziegelfabriken von Durban, in Textil-, Metall- und Chemiefabriken, der Studierenden und Lehrenden des Soweto-Aufstands, der Schriftsteller:innen und Dramatiker:innen der Black-Consciousness-Bewegung und der vielen anderen demokratischen Massenbewegungen einzubringen, die faire Löhne, die Abschaffung der Passierscheingesetze und ein Ende der Erniedrigung durch Apartheid und rassifizierten Kapitalismus forderten. Medu sah den Kampf der Arbeiter:innen mit diesen und anderen antikolonialen Kämpfen verbunden, wobei sich der Bereich von Kunst und Kultur nicht von der Art der "sozialen Entwicklung" unterscheide, die es nach dem Ende der Apartheid geben sollte.

Im Geiste von Medu streben wir ein Verständnis der uns vorausgegangenen Kämpfe an, das uns ins Handeln und Hoffen bringen soll. Das Projekt zielt darauf ab, die Darstellung historischer antikolonialer Kämpfe als "mumifizierte Fragmente, die uns hypnotisieren", wie Fanon es nannte, zu vermeiden. Wir glauben vielmehr, dass es sich bei ihnen um Brennpunkte eines Kontinuums handelt, in dem wir uns noch immer befinden. Der Ausstellungsansatz des Projekts legt nahe, dass wir uns weiterentwickeln können und sollten im Bewusstsein, dass die Vergangenheit nicht vergangen ist, die Toten nicht tot sind und die Freiheit, in den Worten von Angela Davis, "ein ständiger Kampf" ist.

Unsere Arbeit besteht hierbei darin, Kunsthandwerker:innen, Filmemacher:innen, Archivar:innen, Illustrator:innen, Musiker:innen, Fotograf:innen, Intellektuelle, Geschichtenerzähler:innen – kurz gesagt, Kulturarbeitende – einzuladen, sich uns bei der kollektiven Arbeit des Nachdenkens, Studierens und Schaffens anzuschließen. Indem wir die Arbeit von Kulturarbeitenden offenlegen, vereinen wir unsere Arbeit in der Hoffnung, einen Samen in unser kollektives Bewusstsein zu pflanzen und uns eine Vorstellung davon zu geben, wie wir selbst in Zeiten der Angst und Lähmung aktiv werden können. Es handelt sich um eine Arbeit, die ständig in Bewegung ist und niemals stillstehen kann. Mit einem Programm, das auch eine Reihe von innerhalb und kontinuierlich während der Ausstellung stattfindenden Workshops, Filmvorführungen, Lesungen, Theaterstücken und anderen  Aktivierungen umfasst, laden wir Euch ein, mit uns zu reflektieren, zu lernen und zu gestalten.